Tschechien: Kleines Land mit großen Herden

Kategorie: Allgemein, Über CRV
Team Tschechien

Von der größten Besamungsstation in Südamerika über ein TPI-Zuchtprogramm in Nordamerika und Bullen mit einer Mischung aus Holstein- und Jersey-Blutlinien in Neuseeland bis hin zur Doppelnutzungsrasse Fleckvieh in Mitteleuropa: Das ist CRV.

CRV ist eines der weltweit größten Rinderzuchtunternehmen. Im Rahmen einer Serie möchten wir Ihnen unsere Märkte außerhalb Deutschlands vorstellen. Wir beginnen mit Tschechien.

Markt und Milchwirtschaft

Klassische Familienbetriebe findet man in Tschechien kaum. „50 % aller Milchkühe werden in Betrieben mit mehr als 500 Kühen an einem Standort gehalten. Ein weiterer Unterschied zwischen der Milchviehbranche in Deutschland und Tschechien ist das starke Engagement von Investoren, die teils sogar zehn bis fünfzehn Betriebe besitzen. Diese Investoren, die nicht alle zuvor schon eine Verbindung zum Agrarsektor hatten, kommen aus der tschechischen Republik, oft aber auch aus dem Ausland“, informiert Axel Escher, Managing Director Central Europe bei CRV. Diese Besitzverhältnisse prägen die Agrarwirtschaft in Tschechien sehr stark, die insgesamt betrachtet durch große Strukturen und Organisationsformen gekennzeichnet ist. Das ist aber auch historisch bedingt, denn die nach 1945 politisch verordnete Planwirtschaft hatte die Gründung großer Agrarbetriebe zur Folge.

Wirtschaftliche Aspekte

Laut IFCN Dairy Report ist Tschechien weltweit die Nr. 40 für Milch Erzeugung und kann die Produktion seit Jahren kontinuierlich steigern (um ca. 1,9 % pro Jahr ; Ø 9.180 kg Milch pro Kuh). Die Milchviehbetriebe halten im Schnitt 249,2 Kühe, während es 2020 in Deutschland durchschnittlich 68,4 Kühe pro Betrieb waren. „Die Milchviehbetriebe in Tschechien ähneln mehr oder weniger denen im Osten Deutschlands, sind jedoch ein wenig größer“, sagt Axel Escher. „Wirtschaftliche Aspekte sind häufig wichtiger als die züchterisch ausbalancierte Kuh.“ Auffällig sind die vergleichsweise hohen, 39 % über dem Weltmarktdurchschnitt angesiedelten Futterpreise (Quelle: IFCN Dairy Report 2021, S. 104). Daher kann CRV auch bei den tschechischen Milchviehbetrieben mit dem Zuchtwert für Futtereffizienz punkten.

Jiri
Jiri Adam ist der Geschäftsführer von CRV CZ in der Tschechischen Republik.

Tschechien und Slowakei

CRV Czech Republic ist das größte Zuchtunternehmen in der tschechischen Republik und ist Teil der CRV Business Unit Central Europe, zu der auch Deutschland, Österreich, Luxemburg und Osteuropa gehören. Seit 2020 ist der tschechische Geschäftsführer Jiri Adam auch für die Slowakei verantwortlich. Er hält das Potential des Nachbarlands für vielversprechend. „5.700 Milchviehbetriebe, wachsende Strukturen und der Fokus auf Holstein sowie Fleckvieh machen die Slowakei für uns höchst interessant“, sagt er. Neben einem Country Manager hat CRV SK vor kurzem zwei weitere Mitarbeiter eingestellt, die slowakischen Landwirten die Produkte von CRV zugänglich machen sollen.

In Tschechien ist CRV Czech Republic, spol. s r.o seit dem 1. April 2004 tätig, nachdem man alle Aktivitäten, Vermögenswerte und Mitarbeiter eines früheren tschechisch-mährischen Züchterverbands übernommen hatte. In der Folge wurde das Unternehmen KESA PLUS s.r.o. erworben, das tschechischen und slowakischen Züchtern seit 1991 den Zugang zu Zuchtmaterial aus den Niederlanden ermöglichte. Vollends unter den Schirm von CRV gelangte das Unternehmen dann 2008. In Tschechien und der Slowakei sind insgesamt 122 Mitarbeiter im Einsatz. Die größten Gruppen bilden die Besamungstechniker (56 Kollegen) und die Vertriebsmitarbeiter einschließlich der Reproduktionsspezialisten (rund 30 Kollegen). Weitere knapp 40 Kollegen sind in den Bereichen Stall und Spermagewinnung, Produktmanagement, Marketing, Buchhaltung und Logistik tätig. Die Mehrzahl der Mitarbeiter arbeitet regional und ist damit vor Ort nah beim Kunden. Im 45 Auto Minuten östlich von Prag gelegenen Zásmuky befinden sich Verwaltungsgebäude, Stallungen für bis zu 84 Bullen, ein Quarantänestall für weitere zehn Bullen und seit dem Frühjahr 2021 ein Stall, in dem acht Jungbullen bis zu einem
Alter von zehn Monaten aufgezogen werden können. Derzeit sind in den Produk tionsställen 54 Bullen untergebracht, bei denen es sich mehrheitlich um Fleckviehbullen handelt. Im Geschäftsjahr 2020/2021 hatte CRV CZ in Tschechien einen Anteil von 38,2 % am Gesamtmarkt, wobei sich der Anteil am Fleckviehmarkt auf 47,7 % und der am Markt für Holsteins auf 33,3 % belief. Im gleichen Zeitraum wurden landesweit 974.000 Besamungen durchgeführt. CRV CZ konnte in
dieser Periode 368.000 Portionen Sperma (einschließlich der Verkäufe an die Part ner organisationen in Südböhmen) absetzen.

Fleckis
Was in Deutschland noch eher die Ausnahme ist, erlebt man in Tschechien deutlich häufiger: Fleckviehkühe im Melkkarussell.

Gemeinsames Zuchtprogramm

Die für das Fleckvieh-Zuchtprogramm von CRV CZ genutzten Bullen stammen aus Anpaarungen der 583 Bullenmütter, die in Tschechien unter Vertrag sind (und die im Schnitt 9.263 kg Milch geben) mit Spitzenbullen aus der DAC-Population. Bei dem Fleckvieh-Zuchtprogramm kooperiert CRV CZ mit den tschechischen Unternehmen Reprogen a.s. und Jihoceský chovatel a.s. Das Herzstück des Fleckvieh-Zuchtprogramms von CRV CZ ist die Zusammenarbeit mit der CRV Deutschland GmbH, die durch die Übernahme der bayerischen Besamungsstation Meggle im Jahr 2009 ihr Rassenportfolio erweitern konnte. Die Selektion der Fleckviehbullen erfolgt gemeinsam, und zwar hauptsächlich in Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik. Insgesamt werden jedes Jahr rund 45 Bullen für dieses Zuchtprogramm selektiert, von denen etwa zehn aus Tschechien stammen. Das Ziel des Zuchtprogramms ist eine effiziente und gesunde Kuh, die viel Milch gibt. „Insbesondere hier in Tschechien sind zunehmend robotertaugliche Kühe gefragt, die auch in den großen Herden mit mehr als 1.000 Kühen gut funktionieren“, betont Danuše Kolárová, die CRV Produktmanagerin Fleckvieh in Tschechien. „Einige Betriebe bevorzugen aber auch Hornlos-Bullen sowie Bullen mit dem Kappa-Kasein Typ B und A2A2 Beta-Kasein.“ Tatsache ist, das weltweit stets mehr als 35 % der Fleckviehbullen, die sich im Besitz von CRV Global und seinen Partnern befinden, unter den top 10 rangiert sind. „Das zeigt, dass unser Fleckviehzuchtprogramm funktioniert. Heutzutage findet man die Nachzucht unserer Fleckviehbullen in aller Welt, vor allem aber in China, der Türkei und den USA“, informiert Josef Dengg, der bei CRV für den gesamten Fleckviehbereich verantwortlich ist. 2020 hat CRV CZ unter Beteiligung mehrerer einflussreicher Landwirte mit der umfassend Genotypisierung der Herden begonnen. Außerdem hat man in Tschechien das Zuchtkonzept HerdOptimizer auch für Fleckvieh eingeführt. Ein weiterer erfolgreicher Schritt war der Start des Projekts „Produktion von Embryonen aus den besten Kühen“. Im vergangenen Jahr wurden bei 30 Spendertieren Spülungen durchgeführt, die im Schnitt in acht übertragenen Embryonen und einer Trächtigkeitsrate von 62 % bei den Empfängertieren resultierten.

Fleckis und Holstein
Auch in Tschechien stehen Futterpreise stark unter Druck. Daher findet die Zucht auf Futtereffizienz dort immer mehr Anklang.

Holstein Zuchtprogramm

Die Integration in das niederländische Holstein Zuchtprogramm eröffnete CRV CZ den Zugang zu einer breiten Palette von Holsteinbullen, deren hohe Zuchtwertsicherheit in der EuroGenomics-Population belegt ist. Als ein Ergebnis der Einführung der Zuchtwerte CRV Effizienz und CRV Gesundheit im Holsteinsegment kommuniziert auch CRV CZ zunehmend weniger Einzelzuchtwerte. „Es geht um die Gesamtperfomance der Herde, den allgemeinen Trend in Richtung des Zuchtziels und das einhalten der wirtschaftlichen Budgets“, erklärt Jiri Adam. „Wegen der steigenden Futterkosten stellen auch wir ein deutlich höheres Interesse an futtereffizienten Bullen aus dem Holstein Zuchtprogramm fest. Die Investoren sind auf kosten optimierte Betriebe aus, und da ist jeder Baustein hilfreich, der die Wirtschaftlichkeit verbessert.“

Die CRV Station Zásmuky aus der Vogelperspektive.
Die CRV Station Zásmuky aus der Vogelperspektive.

All-Inclusive-Konzept

Mit dem Zuchtkonzept HerdOptimizer, das die Genotypisierung beeinhaltet, lässt sich ein noch schnellerer Zuchtfortschritt erzielen. Bisher wurden in Tschechien bei über 15.000 Tieren genomische Tests durchgeführt. Die Spermavermarktung ist zwar ein sehr wichtiger Teil des Geschäfts, aber CRV CZ konzentriert sich zunehmend auch auf weitere Produkte wie etwa das Anpaarunsgprogramm SireMatch, das von rund 400 Betrieben genutzt wird. Das Brunsterkennungssystem Ovalert ist ebenfalls ein erfolgreiches Serviceprodukt. „Als 2015 ein Pilotbetrieb mit Ovalert an den Start gegangen ist, hätte niemand gedacht, dass es nach sieben Jahren bereits fast 200 Installationen geben würde, von denen sechs sogar mit Kuh-Ortung ausgerüstet sind,” berichtet Jiri Adam. „Immer mehr Betriebe wünschen sich einen Genetik-Partner, der alles aus einer Hand liefert und zum flexiblen Festpreis anbieten kann. Deshalb haben wir das All-inclusive-Konzept eingeführt, in dessen Rahmen SireMatch, HerdOptimizer und Ovalert zusammen mit Reproduktionsberatung und Sperma als betriebsindividuell abgestimmtes Komplettpaket angeboten werden. Gegenwärtig nutzen schon 52 Betriebe mit mehr als 20.000 Kühen dieses Konzept.

Beratung CZ
Das All-Inclusive-Konzept von CRV CZ ist ein Komplettpaket, das umfassende Beratung beinhaltet. Auch in Tschechien nehmen Datenaustausch und digitale Prozesse im Betrieb deutlich zu.