Vet facts - Zysten

Zysten

Die hat Zysten! Was sagt uns das denn nun?

Was ist denn eine Zyste? Im ursprünglichen Sinne ist es ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum, wo er nicht hingehört. Hätte die Kuh sowas im Gehirn (ist nicht unmöglich), wäre das sehr ungesund. Wir reden aber normalerweise von Eierstockzysten. Da gibt es zwei verschiedene Arten.

Erstens Follikelzysten, das ist eine Eiblase, die den Einsprung nicht geschafft hat. Wenn die weiterwächst, wird diese Blase bis zu 10cm groß. Sie können auch kleiner bleiben, aber trotzdem Hormone produzieren. Eine Follikelzyste kann das Brunsthormon Östrogen produzieren. Das führt zu Dauerbrunst oder ständig wiederkehrender Brunst. Oft genug sieht man aber nichts, außer dass die Kuh nicht bullt.

Die zweite Möglichkeit ist, dass es auf dem Eierstock noch bis zum Eisprung gereicht hat. In die leere Hülle wandern die Gelbkörperzellen ein und produzieren das Trächtigkeitsschutzhormon. Das ist so weit normal. Wenn das aber nicht ganz funktioniert, bildet sich im Gelbkörper ein Hohlraum. Solche Gelbkörper werden oft nicht regulär zur nächsten Brunst zurückgebildet, sondern bleiben da, produzieren weiter Trächtigkeitsschutzhormon und blockieren damit den Zyklus. Theoretisch lassen sich die beiden Arten Zysten mit dem Ultraschallgerät gut unterscheiden, denn die Follikelzyste hat eine dünne Wand und die Gelbkörperzyste eine dicke. In Wahrheit ist natürlich nichts so eindeutig „entweder-oder“, sondern die Übergänge sind fließend und die Zysten müssen auch nicht übergroß sein. Es reicht ja, dass sie sich nicht zurückbilden zur nächsten Brunst.

Für uns wichtig: es geht so oder so nicht weiter mit dem Zyklus.

Anna
Anna Bruhn ist Tierärztin und bloggt für Vet facts!

Ist die Kuh in Brunst?

Oft genug fallen solche Kühe erst in dem Moment auf, wo sie besamt werden sollen. Für die Besamung ist es wichtig, dass die Eizelle unter dem Einfluss eines guten Gelbkörpers (Trächtigkeitsschutzhormon) herangereift ist. Gibt es aber eine Zyklusblockade, ist das oft nicht der Fall. Wenn wir bei Zysten oder Zyklusblockade also eine einfache Brunst auslösen, wird die Kuh nicht unbedingt davon tragend. Sinnvoll wäre hier tatsächlich ein doppeltes OvSynch Programm. Es sorgt dafür, dass die Eizelle für die Brunst, die besamt werden soll, auf jeden Fall unter dem Einfluss von Progesteron herangereift ist und damit eine deutlich bessere Befruchtungsfähigkeit aufweist. Das OvSynch und natürlich auch das Doppelte OvSynch erfreuen sich allerdings nicht gerade großer Beliebtheit. Weder bei der Kuh, die acht Spritzen bekommen muss, noch bei dem Landwirt, der die verteilen soll.

Es ist also wirklich interessant, den Zyklus rechtzeitig „am Laufen“ zu haben.

Sehe ich unsere Kuh regelmäßig in Brunst, bin ich beruhigt. Wenn nicht, sollte auch eine Kuh in der freiwilligen Wartezeit kontrolliert werden. Ist alles in Ordnung mit ihr? Ist die Gebärmutter sauber? Eiter in der Gebärmutter behindert den Zyklus auch und wird am besten rechtzeitig behandelt. Ab dem 21. Tag nach Kalbung ist hier ein Prostaglandin angezeigt. Nicht IN der Gebärmutter „rumspielen“!

Zweite Frage, wenn es nicht läuft: was ist auf den Eierstöcken los? Gibt es einen Gelbkörper und mehrere Follikel in unterschiedlichen Größen? Sehr gut! Dann ist mit der Kuh wohl alles in Ordnung, jetzt wird die Brunstbeobachtung überprüft. Das ist ja gerade in der Feldsaison manchmal nicht so einfach unterzubringen. Auch Aktivitätsüberwachungssysteme werden da gerne mal ignoriert. Falls bei der Eierstockkontrolle aber rauskommt, dass es keinen Gelbkörper gibt und auch keine Brunst stattfindet, dann liegt auf jeden Fall eine Blockade vor. Oder wenn eine der genannten Zysten zu sehen ist, sollte die auch behandelt werden (Follikelzyste mit GnRH, Gelkörperzyste mit PGF), damit der Zyklus schnell wieder normalisiert. Je dringender eine Trächtigkeit angestrebt wird (das ist ja auch für die zukünftige Gesundheit der Kuh wichtig), desto größer muss natürlich der Aufwand sein. Eine OVSynch ist eine Option, eine Spirale eine andere. Hier führen viele Wege nach Rom. Wichtig ist, in so einem Fall streng zu sein und zu handeln. Das Betriebsergebnis wird maßgeblich dadurch beeinflusst, dass Kühe dann tragend werden, wann es für jede einzelne am besten ist. Hält sie die Milchleistung nicht lange durch, muss sie schneller tragend werden, um Probleme mit der nächsten Kalbung zu vermeiden. Andersherum hat sie natürlich mehr Zeit. In dem Fall ist aber ein laufender Zyklus besonders wichtig, denn je später in der Laktation er nicht rund läuft, desto schwieriger ist es, ihn wieder hinzubekommen.

Ursachen

Natürlich ist vorbeugen besser als heilen, also wo kommen Zysten denn her? Bei frühen Zysten in den ersten Wochen nach der Kalbung weiß man relativ gut, was passiert. Bei späten gibt es weniger Untersuchungen. Das liegt wohl daran, dass es nur selten Kühe mit 200 Tagen in Milch gibt, die dann erst „entdeckt“ werden. Wir tun gut daran, solche Tiere sehr konsequent zu behandeln - also ohne Kompromisse und „naja mal abwarten“ oder „gib ihr eine Spritze und dann muss es wieder gut sein“. Und zwar möglichst schon früher. Auch eine verlängerte ZKZ vom beispielsweise 420 Tagen beinhaltet, dass die durchschnittliche Kuh mit 140 Tagen tragend wird. Wenn dann einige Kühe über 200 Tage laufen, ist diese Streuung ein Zeichen von Nachlässigkeit.

Zysten in den ersten Wochen nach der Kalbung entstehen, wenn es für den Eisprung „nicht gereicht“ hat. Wenn die Energieausgaben mit der Milchleistung höher sind als die Energieeinnahmen (Futteraufnahme), kommen ein paar Dinge zusammen, die Zysten verursachen. Einmal die fehlende Energie (Glucose und Immunzellen, Vitamine etc.) und einmal schädigende Stoffe wie Ketonkörper.

Wenn wir das verhindern wollen, muss die Kuh so viel wie möglich fressen. Damit das nach der Kalbung gleich klappt, muss die Trockene Kuh so viel wie möglich fressen. Denn nur wer vor der Kalbung viel frisst, kann nach der Kalbung so weiterfressen. Die meisten Fruchtbarkeitsprobleme haben ihre Ursache in der Trockenstehzeit, auch wenn die dann oft schon lange zurückliegt.

Die Trockensteherration hat zwei Aufgaben. Erstens, Milchfieber verhindern (Kalziumarm ODER mit niedrigem DCAB füttern) und zweitens, die Pansengröße zu üben. Den Pansen muss trotz Kalb so groß wie möglich bleiben, damit die Kuh nach der Kalbung schnell aus der negativen Energiebilanz rauskommt. Das ist auch sehr gut möglich, Trockenmasseaufnahmen von 14-16 kg sind realistisch und mit guter Planung anzustreben.

Dazu gibt es bereits einen Blogbeitrag.