Vet facts - Sommerprobleme

Vet facts - Sommerprobleme

Sommerprobleme?

Im Mai? Jetzt ist es doch noch ruhig! Richtig Probleme haben wir doch erst von August bis Oktober. Erstens: hoffentlich nicht! Probleme will doch keiner haben. Und zweitens: es geht schon los. Es geht jetzt los, bei wüchsigem Wetter gibt’s auch die ersten Sommerprobleme.

Das Auto ist wieder unerträglich heiß wenn's in der Sonne stand, Käsebrot fällt aus wegen eklig. Beim Arbeiten habe ich eine Hitzetoleranz wie ein Rind: gar nicht. Wohlfühltemperatur 0-10 Grad, ab 15 Grad ist alles Stress.

Sommer gibt es jedes Jahr, und jetzt auf einmal ist das ein Problem? Nein, natürlich ist es nicht plötzlich ein Problem geworden. Erst in den letzten Jahren wird es immer wichtiger: Erstens, Klimawandel sei Dank, haben wir extremere Wetterlagen. Und zweitens haben wir in den letzten Jahren ja auch als ganze Branche eine Entwicklung zu mehr Effizienz durchgemacht. Was wiederum besser fürs Klima ist. Und wir sind sensibler geworden, denn wir können uns Dank enger Margen auch weniger Schwankungen erlauben. Da kommen ein paar Dinge zusammen, die zusammengenommen bedeuten: Wir sind auch weniger hitzetolerant als früher. Vielleicht nicht Du als Person, aber als Rinderhalter.

Das Sommerproblem „Fliegen“ haben wir im letzten Beitrag besprochen – am besten jetzt bekämpfen, das spart im August Nerven!

Kühe sind, und vor allem „die Guten“, wenig hitzetolerant. Ihre Wohlfühltemperatur ist unter 15°C, denn die Pansenfermentation erzeugt genauso wie das ganze Kauen eins: Wärme. Ab 15°C wird so ein Tier versuchen, möglichst viel Wärme abzugeben. Am besten stellt man sich dazu irgendwo in den Wind. Das ist natürlich schlecht für die Verdauung (gekaut wird am besten im Liegen) und für die Klauen (die müssen im Liegen entlastet werden). Eine Fermentationsstörung bedeutet schwankende Inhaltsstoffe und krankheitsanfälligere Tiere. Und eine schlechtere Futtereffizienz natürlich – wir brauchen mehr Futter und kriegen weniger Milch raus. Läuft der Pansen nicht rund, gibt’s später auch noch Klauenprobleme, weil minderwertiges Klauenhorn gebildet wird – da ist natürlich blöd, wenn das matschige Horn auch noch durchgestanden wird. Zellzahlprobleme sind bei euch nie im Sommer, immer erst im Herbst? Das ist trotzdem eine Folge von Hitzestress…

Entsprechend füttern

Eine andere Methode der Kuh, sich vor Hitze zu schützen, ist möglichst wenig hitzeproduzierendes zu sich zu nehmen. Das heißt, tagsüber weniger fressen, lieber nachts. Da kommt schon das nächste Problem: ist nachts überhaupt Futter erreichbar? Sowieso für rangniedere Tiere wichtig, aber über 15°C für alle wichtig. Sowieso ist die ganze Ration im Sommer nicht mehr so stabil. Liegt ja nicht mehr bei Kühlschranktemperatur auf dem Futtertisch. Stabilisiert ihr die Ration? Füttert ihr abends, damit nachts nicht das instabilste Futter vorliegt (was schon den ganzen Tag vor sich hin gegoren hat)?
Und wann wurde der Futtertisch das letzte Mal gewaschen? Also richtig mit Hochdruckreiniger, um den ganzen Glibber im rauen Beton wegzubekommen? Das ist bei einer glatten Beschichtung natürlich nicht ganz so dringend.

Schlimm ist das übrigens auch für die Trockenen. Eigentlich sogar am schlimmsten, nur dass man es da leichter übersieht. Es kann aber noch drei Generationen später nachgewiesen werden, wenn eine Kuh im Trockenstand Hitzestress hatte. Das Kalb und ihr Kalb und das danach haben weniger Milch als möglich! Das ist wirklich übel, sieht man nicht und kostet richtig lange Geld. Natürlich müssen gerade die trockenen viel fressen, das legt den Grundstein für die Gesundheit und Leistung der nächsten Laktation.

Wie ist das Wasserangebot? Genau dann wichtig, wenn über Verdunstung bei der Atmung mehr Feuchtigkeit verloren geht. Alles was möglich ist, sollte getan werden, um den Trockenen und auch den Melkenden Kühen Abkühlung zu bieten.


Schlachtplan aufstellen!

Aber wie? Habt ihr auch Personalmangel? Die Feldsaison bindet Arbeitskräfte, ganz klar. Leider aber nicht so hilfreich. Denn die Tiere brauchen in Stresssituationen ja auch eher mehr Aufmerksamkeit, z.B. bei der Genauigkeit der Fütterung. Einmal fünf Minuten mit Stift und Zettel hinsetzen und gucken, ob man nicht einen Arbeitsablauf glatter planen kann, bringt oft viel Luft! Ein typischer, sehr menschlicher Gedankenfehler ist folgender: „Wir können die Säge nicht schärfen, denn wir brauchen sie ja gerade um den Baum zu fällen!“ Das ist mit einer stumpfen Säge eine richtige Scheißarbeit, dauert ewig und macht einen fertig. Da hilft: Kurz innehalten, Säge schärfen und dann zack den Baum umlegen! Also: Kurz innehalten, Arbeitsabläufe schärfen und dann einfacher und besser arbeiten! Viel Erfolg!