Vet facts - Fliegenbekämpfung

Fliegenbekämpfung

Die Schwalben sind wieder da! Und damit auch die Fliegen. Denn von denen ernähren sich die Schwalben hauptsächlich. Als ich einem Landwirt erzählte, dass ich die ersten Schwalben habe fliegen sehen, sagte er nur: "Viel schlimmer. Ich habe gerade die ersten Fliegen gesehen!".

Der Zusammenhang ist da. Ein Glück fressen Schwalben ein paar von den Fliegen weg. Es ist aber klar, die Saison der typischen Sommerprobleme geht wieder los. Sobald wir keine Kühlschranktemperaturen mehr haben, verdirbt die Ration auf dem Futtertisch wieder schneller als im Winter. Sobald die Fliegen wieder unterwegs sind, geht es wieder los mit den bekannten übertragbaren Krankheiten bei den Tieren (und schlimmstenfalls bei uns). Die Augenerkrankung Pink Eye wird zum Großteil von Fliegen übertragen. Die Euterkrankheit „Fliegenstich“ will auch keiner haben. Dass die Biester nerven und einen selber bei der Arbeit stören, ist mindestens genauso schlimm, wie dass sie die Tiere nerven. Man kennt es ja selbst, wenn man nur Armwedelnd im Kälberstall steht, macht man da bestimmt nicht mehr als nötig. Und das machen die Kälber auch. Unter Fliegendruck „machen“ sie nicht mehr als nötig – und das gilt für die täglichen Zunahmen (spätere Milchleistung!) und auch die Gesundheit. Allgemein ist das Austauschen von Krankheiten durch Fliegen sehr lästig, gerade wenn Durchfallerreger übertragen werden.

Anna Bruhn
Tierärztin Anna Bruhn bloggt für Vet facts.

Brutstätten für Fliegen

Fliegen vermehren sie sich gerne da, wo feuchte dreckige Ecken sind. Und wo solche Ecken sind, ist die Ammoniakbelastung der Atemluft meistens auch eine Belastung für die unreife Kälberlunge – Grippe vorprogrammiert. Bei den Kälbern sind sie also gar nicht zu gebrauchen. Und bei den Kühen? Wie sah es letzten Sommer im Melkstand aus? Ist doch manchmal echt eine Qual! Und sie sind nicht nur nervig, sondern können auch die Milchproduktion der Herde um 15% senken, wenn sich die Kühe den ganzen Tag mit den Stechbiestern rumschlagen müssen.

Die Fliegen müssen weg. Am besten jetzt, denn jede im Mai nicht herangewachsene Fliege bedeuten ein paar Tausend Fliegen weniger im Juli. Also gilt wie immer: Vorbeugen ist besser als Heilen!

Die Fliegen selbst zu bekämpfen, beispielsweise mit Präparaten, die den Tieren über den Rücken gegeben werden, ist zu spät. Die Fliegen sind schon da und suchen sich dann unbehandelte Tiere oder Menschen. Viel sinnvoller (und vor allem einfacher und effektiver) ist die Bekämpfung der Fliegenlarven.

Jetzt schon was tun!

Schwierig ist natürlich, dass sich auf Milchviehbetrieben einfach viel Feuchtigkeit und organisches Material für ihre Vermehrung finden lässt. Und genau hier sollte auch die Bekämpfung ansetzen! Es sollte möglichst wenig Brutstätten für die Fliegen geben, also keine feuchten dunklen Ecken.

Sauberkeit, Trockenheit (Einstreu) und das Verhindern von stehender Jauche z.B. in der Nähe der Kälber sind essenziell. Das ist zusätzlich gut, weil damit auch die Ammoniakbelastung der Luft sinkt.

Je kleiner die Fliegenbrutstätten sind, desto geringer sind auch die Einsatzmengen von allen Mitteln, die gegen Fliegenlarven genutzt werden können. Solche Mittel können beim Tierarzt oder im Landhandel bezogen werden. Sie sollten an den Stellen eingesetzt werden, wo Fliegen brüten, die schwer konstant trocken zu halten sind. Dazu gehören zum Beispiel Innenecken von Kälberiglus und Boxen. Lose „rumliegendes“ Futter kann schnell zusammengekehrt werden und schon verkleinert sich die Fliegenbrutstätte enorm. Dreckige Ecken in der Nähe von Tränken sind durch die Feuchtigkeit gut für die Fliegen, hier hilft nur Sauberkeit. Das gilt natürlich auch für Futtertröge und Abkalbeboxen.

Klar, das Aufräumen passt nicht so ganz zur warmen Jahreszeit. Die Winter-Aufräumarbeiten sind jetzt eigentlich vorbei und die Arbeit auf dem Feld beginnt. Da der Juli aber ganz bestimmt kommt, und damit auch die Fliegen, wenn man nicht jetzt was dagegen tut, ist es vielleicht doch einfacher, zusammen einen Plan zu machen:
Was muss trockengehalten werden? (ZB Iglus, Tröge, siehe oben) Und wie stellen wir sicher, dass das klappt? Wer ist zuständig? Gibt es eine Möglichkeit, eine schnelle Arbeit täglich einzubauen (z.B. Trog ausfegen), wenn man eh dort ist? Muss ein Besen angeschafft werden, der einen festen Platz am Ende des Troges hat? So wird es eher gemacht, als einmal pro Woche mit mehreren Personen oder Maschinen… Die Bauernregel dazu: Muss einfach sein. Also: welche einfache Maßnahme können wir jetzt machen, um uns im Sommer das Leben einfacher und fliegenfreier zu machen?