Jede Kuh, die man tatsächlich wegen „Stoffwechsel“ behandeln muss, ist nur die Spitze des Eisbergs. Für jede behandlungswürdige gibt es zehn unterschwellig kranke im Stall, die man nicht bemerkt. Aber was ist denn „Stoffwechsel“ eigentlich? Kurz gesagt, muss das gefressene Futter ja irgendwie in die Zellen der Kuh reinkommen. In Muskelzellen als Energie, im Euter werden direkt Eiweiße gebraucht und so weiter. Das fängt also beim Kauen an, dann geht’s über die Pansentätigkeit bis zur Leber, die viele der gewonnenen Kleinteile noch kleiner aufspaltet und verteilt. Nach Verbrennung der gewonnenen Energie muss der Müll noch wieder raus, das machen Niere und Leber.
Meistens sprechen wir bei Stoffwechselproblemen über Ketose und negative Energiebilanz. Also wenn das gefressene Futter nicht genug für den Bedarf war und die Kuh entweder nur Körpermasse verliert (muss auch alles durch die Leber!) oder davon sogar krank wird (wenn die Leber überlastet ist) und Ketose hat.
Kommen wir zu den Kosten einer Ketose. Warum werden die mit mehreren Hundert Euro angegeben? Verschiedene Studien gehen von 300,- bis 800,- € pro Ketose-Kuh aus. Wie kommen die darauf? Klar, weil auf der Kostenseite nicht nur die zwei Flaschen Glucose und bisschen Cortison stehen. Wenn man die eigene Arbeit mit einrechnet, wird’s schon mehr. Wenn man diese Zahl noch mit den zehn anderen unterschwellig kranken Tiere multipliziert, dann kommt da schon eine Summe zusammen. Denn auch diese Tiere bringen nicht die gesunde Leistung, die sie könnten. Die Leberbelastung haben sie ja trotzdem, und die arme Leber hat wirklich viele Aufgaben. Sie soll die Grundstoffe für Milchleistung herstellen, sie soll entgiften und gleichzeitig das Immunsystem steuern.
Und wenn die Belastung durch Körpermasseverlust zu hoch ist, leidet die Abwehr. Nicht jede Kuh wird dann krank. Aber der ständige Kampf kostet einfach Kraft, die für viel andere Dinge im Kuhkörper fehlt: Gesundheit, Fruchtbarkeit, Milchpersistenz und Effizienz sind die größten Bereiche. Kühe, die viel Gewicht verlieren, werden viel schlechter tragend. Der Erstbesamungserfolg geht um 60 % herunter, und das ist sehr unglücklich, weil die Persistenz auch sinkt. Die Kuh wird also schlecht tragend und hält die Milch am Ende nicht. Ihre jetzigen Probleme gehen also in der nächste Laktation gleich weiter.
Zwischenfazit: Die berechneten Kosten aus den Studien sind also gar nicht so unrealistisch.
Noch eine Sache: die beste Bilanz haben wir, wenn aus Futter direkt Milch umgesetzt wird. Ein Kilo Kraftfutter soll zwei Kilo Milch erzeugen. Auch aus dem abgebauten Körperfett kann die Kuh ja Leistung holen, sogar ohne dass ich jetzt Kraftfutter kaufen muss… ! Und doch ist es sehr viel teurer… denn der Aufbau von Körpermasse hat eine sehr schlechte Bilanz. Der Umweg, aus Futter nicht gleich Milch, sondern erst Fettgewebe aufzubauen und das dann wieder einzuschmelzen, um Milch zu machen, ist ein sehr langer. Und wie immer kostet eine langer Weg mit vielen Abbiegungen viel Effizienz. Da kommt am Ende nie so viel raus, wie wir reingesteckt haben. Ein Kilo Kraftfutter baut nur ein halbes Kilo Fettgewebe auf. Milchleistung aus Körpermasseverlust ist also richtig teuer.
„Kosten minimieren durch Stoffwechselstabilität“ bringt also wirklich viel. 80 % dieser Kosten verstecken sich in der Trockensteherhaltung und Fütterung. Eine Kuh, die vor dem Kalben gut und viel frisst und kaut (Kauen ist das gesündeste für die Leber!), wird das nach der Kalbung auch tun. Und damit ihre Milchleistung ohne Körpermasseverluste wuppen. Sehr lohnenswert ist hier, mit dem Blick einer außenstehenden Person, durch das Trockensteherabteil zu gehen und überlegen, wie sich die Futteraufnahme dort steigern lässt.
Oft sind es einfache Maßnahmen wie größere Tränken und die Qualität des vorgelegten Futters. Ist es wirklich nicht sortierbar? Schmeckt es am zweiten Tag wirklich noch so wie am ersten Tag (falls alle zwei Tage gefüttert wird)? Da von den oben erwähnten 300 bis 800,- € 80 % in der Trockenstehphase entstehen, rechnen sich Verbesserungen hier im Nu! Und die restlichen 20 % der Stoffwechselgesundheit? Die stecken in der Genetik!
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Anna Bruhn hat eine eigene Praxis und ist seit Jahren erfolgreich mit FertiPlan für CRV unterwegs. Mehr Infos zu ihr finden Sie unter: www.ultra-anna.de