KUHnected - Kälberkrankheiten erkennen und vorbeugen!

Kälbererkrankungen

„Einmal bekommen die Kälber doch Durchfall, da kann man nichts daran ändern“! Diesen Satz habe ich in unserem Betrieb, als auch im Gespräch mit Berufskollegen schon vielfach gehört. Auch in der „Fachpresse“ sind Durchfall und Lungenprobleme in der Kälberaufzucht ein häufiges Thema.

Für meinen Geschmack wird aber zu sehr auf Behandlungsstrategien eingegangen, als auf vorbeugende Maßnahmen. Denn diese Krankheiten kosten nicht nur Zeit und Nerven, auch wird die Entwicklung der Kälber durch gerade Lungenprobleme stark geschwächt. Wichtig ist auch zu wissen, dass bei einem Kalb mit Atemwegsproblemen, Segmente der Lunge dauerhaft beschädigt werden.
Also sollte das Ziel eines jeden Milchviehhalters sein, seine Kälber ohne Erkrankungen, bedeutet somit ohne dauerhaften Schädigungen und Wachstumsdepressionen, durch die Aufzuchtphase zu bekommen.

Wie wichtig dabei die Erstversorgung ist, habe ich ja bereits in einem Blogbeitrag geschildert.
Wie verfahre ich aber danach? Dazu ist es wichtig eine Routine und eine feste Vorgehensweise beim Füttern und der Stallhygiene zu haben. Auch dazu habe ich bereits das ein oder andere geschrieben.
Ich möchte damit nur noch einmal verdeutlichen, dass jede Fahrlässigkeit bei der Tränke- oder Stallhygiene mir später viel Zeit, Geld und Aufzuchtleistung kostet, von der späteren Leistungsdepression ganz zu schweigen.

Christian
Christian Holterkamp bloggt für KUHnected.

Hygiene und Stallkonzept

Einfacher ist es also sich an das Hygiene und Stallkonzept zu halten. Angefangen bei der Tränketemperatur, die richtige und stabile Milchpulverkonzentration (TM-Gehalt der Tränke), Hygiene der Nuckeleimer und des Milchtaxi und natürlich auch des Stallbereiches.
Gerade bei der Ad libitum Tränke ist eine Dokumentation der täglichen aufgenommenen Tränkemenge ein Muss, um einen möglichen Krankheitsbeginn zu erkennen. Je eher ich reagiere, umso höher ist die Chance, dass das Kalb seine Tageszunahmen weiter erreicht.
Dazu gehört natürlich ein waches Auge, denn das kleinste Hängen der Ohren, verlangsamte Tränkeaufnahme, schnelles Ablegen nach der Tränke oder erhöhte Atemfrequenz sind erste Alarmzeichen. Bei diesen Tieren gilt „sofort die Körpertemperatur messen“. Daher gehört das Fieberthermometer zur Grundausrüstung. Fieber messen ist schnell gemacht und gibt sofort Aufschluss über den Zustand des Kalbes. Dabei ist es wichtig, nicht nur die erhöhte Körpertemperatur im Blick zu haben. Auch eine „Untertemperatur“ sollte erkannt werden. Wer es schafft nur das Fiebermessen bei auffälligen Kälbern in den täglichen Ablauf zu integrieren, bekommt sehr schnell ein Gefühl für einen möglichen Krankheitsbeginn. Eine feste Vorgehensweise bei erkannten Auffälligkeiten sollten daher mit dem Hoftierarzt besprochen werden.

Was kann ich noch machen?

Gerade in Bezug auf Atemwegserkrankungen ist es zunächst wichtig, dass die Tierzahl zur Stallgröße passt. Überbelegung verursacht zum einen Stress bei den Tieren und zum anderen kommt das Luftvolumen des Stalls schnell an die Grenze. Folge ist eine höhere Ammoniakbelastung für die Lunge der Kälber. Auch eine feste Routine beim Abmisten der Kälberställe ist hilfreich die Luftqualität im Griff zu halten. Um die Luftqualität zu überprüfen braucht es keine teure Technik. Es genügt die Nase, dabei sollte man allerdings auf die Höhe der Kälber abtauchen, denn Ammoniak ist schwerer als Luft und die liegenden Kälber brauchen saubere frische Luft. Reagiert die Nase schon beim Betreten des Stalls, sollte überprüft werden wo die Ursache liegt.

Was sind Ursachen für vermehrte Atemwegsprobleme:

  • Überbelegung
  • Schlecht eingestreut/feuchte Ställe
  • Zu hohe Mistmatratze
  • Schlechte Einstreuqualität
  • Schlechter Luftaustausch bzw. keine Abluftmöglichkeit oder mangelnde Frischluftzufuhr
  • Kälber werden nicht Gruppenweise umgestallt, sondern „dazu“ gestallt
  • Viele verschiedene Altersgruppen in einem Stall (Reinfektion)

Eine gesunde Kälberaufzucht erfordert einen gesunden gut durchdachten Fahrplan!

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