KUHnected - Erstversorgung Kalb

Erstversorgung Kalb

„Die richtige und besonders die zeitnahe Erstversorgung der neugeborenen Kälber ist der erste wichtige Grundstein für eine gesunde und gut funktionierende Kälberaufzucht“.
Es kostet auch kein zusätzliches Geld, im Gegenteil, eine erstklassige Erstversorgung wird durch gesunde und vitale Kälber belohnt. Daher lohnt es sich bei der Erstversorgung der Kälber eine strikte Vorgehensweise zu etablieren und nichts dem Zufall zu überlassen.

„Ist doch logisch, weiß ich doch, dass die Erstversorgung so wichtig ist und mache ich doch auch“, wird sich der ein oder andere jetzt denken. Aber gibt es nicht Situationen in denen vernachlässigt gehandelt wird? Die Versorgung in stressigen Alltagssituationen, in der Ernte, in den Abendstunden, nach einem harten Arbeitstag, am Wochenende, vor der Mittagspause oder an Feier- oder Festtagen?

Daher ist ein Ablaufplan hilfreich, auch in den „besonderen Situationen“ eine erstklassige Erstversorgung zu gewährleisten.

Was ist mir dabei wichtig?

Zunächst muss das Kalb in einer „sauberen Abkalbebox“ zur Welt kommen. Mastitis-Kühe oder Kühe mit einer Gebärmutterentzündung haben in dieser Box nichts zu suchen. Ist das Kalb geboren, die Geburt problemlos verlaufen, bringen wir es „sofort“ (sofort bedeutet: Box einstreuen, Schubkarre holen) innerhalb 15 Minuten nach der Geburt, in eine gewaschene und desinfizierte Kälberbox. Ist das Kalb durch bspw. eine Rückwärtsgeburt geschwächt, bringen wir den Kreislauf des Kalbes mit Hilfe von kaltem Wasser in Schwung. Von einer generellen Nabelbehandlung sehen wir ab.

Die Kälberbox wird mit reichlich Stroh eingestreut, und das Kalb anschließend im Stroh eingepackt. Bei kalten Temperaturen ist eine Infrarotlampe hilfreich um die Körpertemperatur des neugeborenen Kalbes zu halten. Anschließend bekommt es eine Kälberdecke. Bei der Kälberdecke kann man es halten wie bei den Winterreifen: „Von Oktober bis Ostern“.

Das Kalb muss sich in einer „geschützten Atmosphäre“ befinden. Soll heißen, frei von Krankheitserregern und auch der Erhalt der Körpertemperatur muss dem Neugeborenen möglichst leicht gemacht werden. Einfacher gesagt: Das Kalb darf sich selbst mit nichts „Bösem“ oder „Unnützem“ konfrontieren. Das übernehmen wir in der ersten Zeit.

Ist das Kalb gut untergebracht, beginnen wir sofort mit der ersten wichtigen Kolostrum-Versorgung. Die Mutter wird im Melkroboter direkt nach der Kalbung gemolken. Ein sauberer Melkvorgang ist übrigens wichtig um das wertvolle Kolostrum als hochwertig zu erhalten. Jeglicher Schmutz und unsauberes Arbeiten setzt die Wertigkeit des Kolostrums herab und dass muss ja nicht sein. Auch sämtliche Instrumente, angefangen mit der Schubkarre bis hin zum Kälberdrencher, müssen super sauber und desinfiziert sein. Das Kalb, in diesem Fall das Kolostrum, muss so gut es geht von Krankheitserregern fern gehalten werden. Auch das Tragen von Einmalhandschuhen ist eine gute Sache. Zusammengefasst, beim Umgang mit Kalb und Kolostrum ist die erste Priorität: Hygiene, Hygiene, Hygiene!

Auf die Vorbereitung kommt es an!

Das gemolkene Kolostrum sollte mittels Refraktometer auf Qualität überprüft werden. Nur Kolostrum mit mindestens 22 Brix eignet sich für die Erstversorgung. Daher ist es sehr wichtig auf eingefrorenes Kolostrum zurückzugreifen zu können, falls eine Kuh mal kein oder nur minderwertiges Kolostrum hat. Hintergrund ist, dass die neugeborenen Kälber ohne aktives Immunsystem auf die Welt kommen. Dieses muss über das Kolostrum aufgebaut werden. Daher ist auch das umgehende verabreichen des Kolostrum nach der Geburt innerhalb der ersten zwei Lebensstunden von so hoher Bedeutung. Zum einen nimmt die Qualität des Kolostrums von Stunde zu Stunde ab und des Weiteren schließt sich die sogenannte „Darmschranke“ und die wichtigen Immunglobuline gelangen nicht mehr in den Blutkreislauf. Daher sagen wir: 4 Liter Kolostrum in den ersten zwei Lebensstunden müssen in das Kalb. Ist das Kalb nun mit dem ersten Kolostrum versorgt, gilt auch ähnlich wie bei der Klauenpflege: Nach der Erstversorgung ist vor der Erstversorgung! Also alles gründlich reinigen und desinfizieren, womöglich ist schon bald das nächste Neugeborene zu versorgen. Auch da muss es wieder schnell und sauber zur Sache gehen.