Da hilft nur eins: frag die Kuh! Noch besser: die ganze Herde! Wenn nicht die Herde, wer soll es denn sonst wissen? Denn bekanntermaßen ist Papier geduldig und Menschen neigen dazu, ihre eigenen Meinungen einzubauen. Kühe machen sowas nicht und darum kann man ihr Verhalten „objektiv“ nennen.
Aber beginnen wir am Anfang:
Wiederkäuer - das sind die mit dem Vormagensystem! Das Prinzip ist einzigartig: mithilfe einiger Vormägen, die mit Mikroben aller Art gefüllt sind, werden Fasern verdaut. Im Grunde hat die Kuh die Verdauung damit sehr modern an Subunternehmer übergeben und überlässt die Umsetzung des Gefressenen den vielen Bakterien, Viren, Pilzen und Einzellern, die diese Mägen bevölkern. Dafür bietet sie ihren Einwohnern angenehme Wohntemperaturen und eine gleichmäßige Versorgung mit Nahrung. Sollte in diesem Fermenter mal ein Gas entstehen, wird es einfach abgerülpst. Andere Pflanzenfressende Fluchttiere, wie beispielweise Pferde, haben im Falle von Verdauungsgas-Entstehung in ihrem Fermenter, dem Dickdarm, das Problem, dass diese Gase weder vor noch zurück auf dem kurzen Dienstweg raus können.
Das Prinzip des Wiederkäuens ist so effizient, dass sich auf allen Kontinenten viele Spezies zu den Wiederkäuern rechnen lassen – denken wir einmal an unsere Wildwiederkäuer wie Rehe und Gämsen, oder die Giraffen und Antilopen Afrikas. Kamelartige sind ursprünglich keine Wiederkäuer, haben sich das Prinzip im Laufe der Entwicklung aber sozusagen „abgeguckt“. Kurioserweise wird sogar bei Nasenaffen diskutiert, ob ihr Magensystem sich mit Wiederkäuern vergleichen lässt. Es gibt viele unterschiedliche Wiederkäuer. Bei den Pferdeartigen hört es nach Esel und Zebra allerdings auf. Die Verdauung mittels Mikroben im Vormagen-Fermenter der Wiederkäuer ist mit einem Augenzwinkern also wohl die bessere! Aber das war uns Rinderhaltern natürlich eh klar.
Die Schlussfolgerung ist keine neue: Wir füttern nicht die Kuh, sondern den Pansen. Die Mikroben müssen es guthaben, dann verdauen sie am besten. Und bilden dann indirekt die beste Nahrung für die Kuh. Geht es um „wiederkäuergerecht“, sind also die Mikroben angesprochen – und die sind äußerst langweilig und konservativ.