Vet facts - Umgang mit Silage

Silage

Nach unserem Silagetraining in einer kleinen und schnell ausgebuchten Gruppe Anfang Dezember möchten wir Euch die Inhalte nicht vorenthalten und schenken Euch heute eine kleine Zusammenfassung! Es hat einfach Spaß gemacht, mit den Teilnehmern und unserem Referenten über den idealen Silierprozess zu diskutieren und zu gucken, wie wir dem Idealzustand etwas näherkommen können.

Grundlagen

Dr. Frank Küchenmeister von Lallemand Animal Nutrition ging zunächst auf die "Fabrik" ein, mit der man einen Silagehaufen durchaus vergleichen kann. Hier arbeiten viele verschiedene Bakterien daran, das Grundfutter durch Fermentation zu stabilisieren und den sicheren pH-Wert von unter 4,5 zu erreichen. Die vier Eckpunkte des Silierens sind:

  1. Arbeiter: Die "guten" sind die Milchsäurebakterien, die organische Säuren produzieren. Die "schlechten" Arbeiter wie Enterobakterien, Clostridien und Hefen sollten durch möglichst wenig Verschmutzung mit Erde, Staub und Gülle vermieden werden. Allerdings kommen gute und schlechte Bakterien auf Pflanzen auch immer natürlich vor.
  2. Bezahlung der Arbeiter: Zucker. Der wird zu Milchsäure umgesetzt. Wichtig ist hier der optimale Schnittzeitpunkt und das Anwelken. Je trockener die Silage, desto weniger Säure und damit Zucker braucht man (vergleiche Punkt 3, bitte nicht übertreiben). Artenkenntnis schadet hier nicht, denn Gräser und Mais enthalten mehr Zucker als Leguminosen und Kräuter.
  3. Arbeitsbedingungen: Der optimale Trockensubstanzbereich liegt zwischen 30% und 40%, es kann aber auch zwischen 20% und 70% Silierung stattfinden - je nasser allerdings, desto schwieriger. Unter 30% braucht man viel Säure und die Lebensbedingungen sind für einige Schadorganismen wie z.B. Clostridien besser. So kann es zu Fehlgärung, Proteinabbau, schlechter Futteraufnahme, Buttersäure- und Toxinbildung kommen. Über 40% TS erhöht sich die Gefahr, dass die Silage beim Füttern warm wird und schimmelt. Trockenes Siliergut ist schwer zu verdichten – und wenn Sauerstoff ins Silo eindringen kann, wachsen Schadorganismen wie Hefen, Schimmel und Bakterien. Das führt zu Trockenmasseverlusten, schlechter Futteraufnahme und Mykotoxinbelastung.
  4. Luft und Sauerstoff sind die größten Feinde der Silage. Einige Schadorganismen brauchen Sauerstoff zum Wachsen, sie können dann u.a. Alkohol und Toxine produzieren. Es kommt wiederum zu Trockenmasseverlusten und der pH-Wert steigt. Milchsäure wird "gefressen" und falls der pH zu hoch wird, wird die Silage zu Kompost.
Krimhof Silagetraining
Anfang Dezember fand ein Silagetraining in Oldenbüttel auf der Krimhof GbR statt

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Hat alles so weit funktioniert, ist die Erleichterung meistens groß: die Folie ist drauf! Beschwert ist auch alles und damit ist alles fertig? Jetzt ist Vertrauen gut, aber Kontrolle noch besser! Jedes Silo sollte regelmäßig geprüft werden.

  • Abdeckung/Folie: Sie kann durch Vögel, Hunde, Füchse, Mäuse, etc. Löcher bekommen oder kann durch einen Sturm aufgedeckt werden - das muss sofort wieder verschlossen und repariert werden! Sinnvoll ist hier ein spezielles sauerstoffundurchlässiges Klebeband, denn Sauerstoff ist der ärgste Feind!
  • Reifen und Silosäcke: Wenn Reifen beschädigt sind, kann das enthaltene Metallgitter austreten - Löcher in der Folie und Fremdkörpererkrankung bei Rindern können die Folge sein. Beim Bewegen kaputter Reifen besteht Verletzungsgefahr. Platzen alte Silosäcke auf, kann die Silage mit Kies/Sand verunreinigt werden. Liegen die Reifen oder Säcke nicht mehr da, wo sie sollen, müssen sie wieder ordentlich aufgelegt werden.
  • Sauberkeit: bei nasser Witterung den Siloplatz möglichst frei von Schlamm halten, denn der kann viele Schadorganismen in die Silage bringen und Probleme wie schlechte Futteraufnahme oder schlechte Tiergesundheit verursachen. Es darf keine verdorbene Silage, Mist etc. nahe bei der Futter-Silage lagern, weil austretendes Sickerwasser diese verunreinigt.
  • Trockenmasse: Lange Regen- und Schneeperioden können den Trockenmasse-Gehalt der Silage verringern und so auch den der Ration. Beispielsweise bedeutet eine Verringerung von 35% TS auf 32 %TS schon 30 kg Trockenmasse weniger pro Tonne Silage. Wenn das nicht beachtet wird, kann eine Unterversorgung der Kühe die Folge sein!
  • Temperatur im Silo und auf dem Futtertisch: Sie sollte regelmäßig gemessen werden (ein einfaches Einstichthermometer genügt). Warme Silage oder TMR können einige Probleme im Stall erklären. Dazu gehören verringerte Futteraufnahme, hohe Zellzahlen oder auch allgemeiner suboptimaler Zustand der Tiere.
Silagetraining-2
Das Team von Lallemand und CRV klärte alle Fragen rund um den Umgang mit Silage

Sind Siliermittel notwendig?

Die Frage nach Siliermitteln (Was, wie, wann, und was bringen sie?) ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Hier konnten Dr. Küchenmeister und sein Kollege Nuridin, Futterzusatzmittelberater für Deutschland bei Lallemand Animal Nutrition, auch realistische Tipps geben.

Oberstes Gebot ist: Siliermittel unterstützen den Silierprozess, sie sind aber keine Wundermittel und können grobe Managementfehler nicht ausgleichen! Grundsätzlich werden zwei Wirkungsrichtungen unterschieden: man spricht von homo- und heterofermentativen Silierzusätzen.

Homofermentative Bakterien produzieren viel Milchsäure und senken damit schnell den pH-Wert ab. Das ist besonders gut für die schnelle Anfangs-Fermentation, um Clostridien und Enterobakterien zu unterdrücken. Wichtig ist dies bei nassen Silagen, GPS, Klee- und Grassilagen. Beispiele für heterofermentative Bakterien sind Lactobacillus plantarum und Pediococcus-Arten.

Heterofermentative Bakterien produzieren Milch- und Essigsäure. Sie unterdrücken eher Hefen und Schimmelpilze und verringern somit die Gefahr der Nacherwärmung. Das bietet sich besonders für Maissilagen und zuckerreiche oder Silagen ab 30% Trockensubstanz an. Beispiele für heterofermentative Bakterien sind Lactobacillus buchneri und Lactobacillus hilgardii.

Man kann auch Kombinationen aus beiden verwenden, um ihre Wirkungen zu verbinden. Wichtig dabei: von jeder Wirkungsrichtung müssen mindestens 100.000 kbE/g Silage enthalten sein. Das sollte auf dem Label oder der Verpackung angegeben sein. Bei kombinierten Silierzusätzen also mindestens 100.000 kbE/g homo- und 100.000 kbE/g heterofermentative Bakterien! In diesem Fall hilft viel tatsächlich viel: je höher die Einsatzmenge, desto größer die Wirkung - bis ca. 300.000-500.000 kbE/g Silage.

Kurzes Beispiel: Wenn auf einem homofermentativen Silierzusatz angegeben ist, dass 10^11 kbE/g Pulver enthalten sind, dann entspricht das 100 000 kbE/g Silage bei einer Einsatzmenge von 1g/to Siliergut.

Bei 5x10^10 kbE/g Pulver entspricht das 50 0000 kbE/g Silage, also muss die Einsatzmenge auf 2g/to erhöht werden, um auf 100.000 zu kommen.

Bei heterofermentativem Zusatz: bitte beide Wirkungsrichtungen beachten und dass sie jeweils mit 100 000 kbE vertreten sind!

Bei Fragen verweisen wir gerne an das Team von Lallemand Animal Nutrition oder an Anna!