Vet facts - Fehler machen

Fehler machen

Wir machen alle Fehler, wir sind ja alle nur Menschen. Das ist nun mal so, ist uns auch allen bewusst. Da gibt’s aber Bereiche, da wollen wir es einfach nicht wissen falls Fehler passieren. Fruchtbarkeit ist so ein Bereich. Wenn ich z.B. bei der Trächtigkeitsuntersuchung Fehler mache, kann das mal ein Kalb kosten. Das will ich natürlich nicht, und doch muss ich akzeptieren, dass ich als Mensch sicher Fehler mache. Wie wir alle.

Fehler, die ich sehe

Leichter gesagt als getan. Jeden Tag untersuche ich circa 250 Kühe und Färsen auf Trächtigkeit, Rückbildung und warum sie nicht bullen. Jeden Tag finde ich durchschnittlich eine Kuh, die „gar nicht besamt“ ist und trotzdem tragend ist. Von monatlich 800 Steri-Kühen sind circa 20 Kühe falsch dokumentiert, also gute 2%.

Ich finde 2% ist statisch gesehen nicht mal viel, denn 98% ist sehr, sehr gut. Aber in unserem Fall, wenn es um Leben oder Tod geht, ist es doch schlimm.

Bewiesen ist, dass ohne Ultraschall durchschnittlich nur 60% der Eierstockuntersuchungen richtig sind. Gefragt, ob die Kuh einen Gelbkörper hat, sagen erfahrene Leute zu 40% was Falsches. Da sind natürlich auch welche dabei, die eine viel bessere Trefferquote haben!

Mit Ultraschall sieht man deutlich mehr. Aber es hängt zusätzlich sehr von der Person ab, die es macht. Ich weiß, dass ich Fehler mache und gebe mir viel Mühe das zu verhindern. Beim Schallen sieht das so aus:

Wenn ich bei einer Trächtigkeitsuntersuchung vermute, dass die Gebärmutter leer ist, kontrolliere ich immer beide Eierstöcke: Gibt es irgendwo einen Gelbkörper, wird die Gebärmutter noch gründlicher untersucht. Der Gelbkörper produziert das Trächtigkeitsschutzhormon und ist ein guter Hinweis. Finde ich Flüssigkeit, die von der Menge nicht zu dem passt, was gesagt wurde, frage ich nach: „Hast du sie ganz sicher nicht nachbesamt?“. Kommt es mir trotzdem noch komisch vor, lasse ich die Kuh beim nächsten Termin nochmals untersuchen. Das gilt auch, falls ich mir über meine eigene Untersuchung nicht sicher bin. Falls zum Beispiel nicht klar ist, ob das Kalb (der Embryo) noch lebt oder nicht. Das kommt nicht oft vor, aber falls doch muss ich ehrlich sein.

Ich persönlich merke auch, dass genug Schlaf, genug Zeit, und genug zu essen wichtig sind. Es ist ja auch logisch, dass man unkonzentriert leichter Fehler macht.

Wie geht ihr vor?

Was macht ihr, um es den Untersuchenden einfacher zu machen? Laut Berufsgenossenschaft darf man nur fixierte Tiere untersuchen. Tatsächlich macht das die Sache entspannter, weil die Standhöhe passt. Es nimmt den Zeitdruck, dass die Kuh weglaufen könnte und gibt sicherlich genauere Ergebnisse. Jungtiere kann man zusätzlich mit Kraftfutter ablenken, das macht es auch für alle einfacher.

Was macht ihr, um die Dokumentation beim Besamen nicht zu vergessen? Wir haben zu Hause zum Beispiel die Möglichkeit, die Besamung direkt übers Handy zu melden. Außerdem sind alle Besamungsgerätschaften neben dem PC gelagert, so dass ich automatisch am PC vorbeikomme, wenn ich die Sachen zurückbringe. Eigentlich muss ich also dran denken.

Was macht ihr, um an Folgebehandlungen zu denken? Egal ob drei Tage Schmerzmittel oder Hormonprogramm? Wie zwingt ihr euch dazu, Klauenverbände wieder abzunehmen?

Man kann leider nicht immer motiviert sein oder Zeit dazu haben. Da muss man sich schon selbst überlisten, das nennt sich dann Disziplin. Also z.B. regelmäßigen Termin für Trächtigkeitsuntersuchung fest abmachen, dann kann man den schon mal nicht mehr so leicht vergessen.