Vet facts - Die Macht der Kommunikation: Ein Beitrag von Tierärztin Anna Bruhn

Vet facts - Die Macht der Kommunikation: Ein Beitrag von Tierärztin Anna Bruhn

Warum ich mich mit Kommunikation beschäftige? Das sage ich gerne: So wie sich die Betriebsstruktur entwickelt, kommen wir nicht darum herum. Wir haben alle Bock auf Kühe, auf die Arbeit in und mit der Natur – und Menschen sind ein notwendiges Übel. Die Uhr zurückdrehen und wieder auf den Ein-Mann-Betrieb umstellen ist ziemlich unmöglich. Außerdem haben wir alle Familie und andere Menschen, mit denen wir umgehen müssen. Es hilft also alles nichts und irgendwann kommt der Moment, wo man sich fragt, was in den Köpfen der Menschen eigentlich so vor sich geht. Auch wenn wir im Allgemeinen gut mit unserer Umwelt zurechtkommen, läuft es doch wellenweise holprig.

Das war für mich der Grund, Anfang des Sommers bei einer Fortbildung über Kühe (auch mein Lieblingsthema) ein Zusatzmodul „Kommunikation“ zu belegen. Da ich bei CRV arbeitete, wusste ich, dass „die Industrie“ ihre Verkäufer schulen lässt. Manchmal frage ich mich, warum wir („die Landwirtschaft“ im weitesten Sinne) es nicht auch viel eher so machen wie „die Industrie“. Das betrifft zum Beispiel die Einarbeitung von Mitarbeitern oder Mitarbeitergespräche. Auch wenn es nicht im ursprünglichen Lehrplan steht.

Das Kommunikationsseminar war sehr erhellend für mich, ich fand es wirklich hilfreich. Wie funktionieren Menschen, was passiert bei Kommunikation? Jedes Mal, wenn wir auf Menschen treffen, passiert Kommunikation, egal ob jemand den Mund aufgemacht hat oder nicht. Und wie kann ich mit meinen Mitmenschen so umgehen, dass es nicht zu Missverständnissen kommt, die Zeit und Nerven kosten?

Ich habe den Referenten des Kurses, Dr. Peter-Nahne Jens, kurzerhand gefragt, ob er so ein Seminar auch für Landwirte anbietet. Dieses Seminar gab es im Oktober in Schleswig-Holstein. Dr. Jens ist Tierarzt und hat sich nach 25 Jahren eigener Praxis mit Angestellten nach einem Umweg über „die Industrie“ mit dem Kommunikationstraining selbstständig gemacht, da er sich wünscht, dass dieses Wissen besser verbreitet ist – wir können uns alle das Leben leichter machen, wenn wir mit Wertschätzung und Respekt kommunizieren.

Ich möchte hier eine kurze Zusammenfassung zweier wichtiger Punkte für Betriebe geben:

Tipps zur Kommunikation im Betrieb - Teamarbeit verbessern

Auch wenn wir uns das anders gedacht hatten: Als ChefIn müssen wir uns mit dieser Führungsrolle auseinandersetzen, denn sonst gibt es schnell Unzufriedenheit bei den MitarbeiterInnen. Und um andere zu führen, müssen wir uns selbst kennenlernen. Wie kommunizierst du am liebsten?

Nach dem Psychologen C.G. Jung sind wir alle verschieden in unserer Wahrnehmung und der Art, wie wir Entscheidungen treffen. Stell dir vor, dass auf dem Betrieb eine Investition ansteht. Wenn du vier verschiedene Menschen zusammenholst, um darüber zu sprechen, kommen oft folgende Positionen vor: eine Person ist optimistisch und hat sofort kreative Ideen dazu, die zweite Person überlegt zurückhaltend erst alle Pros und Contras auf Grundlage der Fakten, die dritte Person sagt eigentlich nicht viel dazu und der vierte Mensch möchte sofort anfangen Dinge umzusetzen. Es treffen damit unterschiedliche Persönlichkeiten zusammen. Es könnte jetzt so weitergehen: Person drei bemerkt, dass Person zwei noch nicht überzeugt ist. Sie will die Idee erst genau prüfen. Die vierte Person ist genervt, denn sie findet, dass schon genug darüber gesprochen wurde. Wie geht es dir? Sollte die Idee sofort umgesetzt werden, oder wäre es besser, noch einmal alles sorgfältig zu prüfen?

Wir sind alle unterschiedlich, und sehen unser eigenes Verhalten oft als „richtig“ an, dabei gibt es kein richtig und falsch. Es gibt nur „anders“. Je größer die Unterschiede zwischen zwei Menschen, desto eher denken sie, dass der andere „komisch“ ist oder „falsch“ denkt. Dabei hat jeder Mensch seine eigene Wahrnehmung, was die Kommunikation erschwert. Nach Herrn Jung kann man die vier Verhaltensweisen in Farben einteilen, und das hilft, andere Menschen und uns selbst besser zu verstehen. Dadurch werden wir uns auch unserer eigenen Wirkung auf andere bewusst.

Laut seinem Modell bewegen wir uns irgendwo auf der Skala von „introvertiert“ bis „extrovertiert“ und gleichzeitig auf einer Skala von „rational“ bis „emotional“. Unsere Art zu reagieren wird durch die Skala von introvertiert bis extrovertiert beschrieben. Introvertierte Menschen verhalten sich ruhig, zurückhaltend, nachdenklich und beobachtend. Extrovertierte Personen hingegen sind gesprächig, gesellig, auffällig und bringen sich ein. Die Skala rational bis emotional beschreibt die Art, wie wir unsere Entscheidungen treffen. Eine rationale Person trifft sachliche, fachlich überlegte Entscheidungen, wohingegen eine emotionale Person ihre Entscheidungen auf Basis von Gefühlen und Beziehungen trifft. C.G. Jung hat daraus vier Persönlichkeitstypen abgeleitet und ihnen die Farben rot, gelb, grün und blau zugeordnet.

Wirklich erfolgreich sind Menschen erst dann, wenn sie andere Menschen verstehen. Vor allem, wenn wir täglich mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Mit Mitarbeitenden eine erfolgreiche Kommunikation aufzubauen, geht nur mit Feedbackgesprächen. Führst du noch keine? Dann ist hier klare Empfehlung, das mindestens zweimal im Jahr zu machen! Beim Führen eines Teams gehört Feedback zu einem der wichtigsten Faktoren, um Fortschritt und Weiterentwicklung zu erreichen und damit auch den Erfolg zu fördern.

Tipps für besseres Feedback

Wenn wir unser Team richtig kennen, zum Beispiel anhand der vier Farben, können sehr gute Feedbackgespräche geführt werden. Richtig gemacht, haben wir viele Vorteile davon – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch zum Schonen unserer Nerven und für zufriedene Angestellte: Alles läuft reibungsloser, da Störfaktoren offen angesprochen werden. Konflikte können schnell und effektiv gelöst werden. Wer regelmäßig redet und Feedback gibt und bekommt, sorgt für Vertrauen und Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden. Durch das Gefühl der Wertschätzung bringen sie sich besser ein.

Denn ein Feedbackgespräch darf keine Vorwürfe enthalten, sondern bleibt sachlich und objektiv. Welche Tatsachen habe ich wahrgenommen? Was ist mir aufgefallen? In welcher Situation? Gute Vorbereitung ist wichtig, damit man nicht versehentlich Worte wie „immer“ oder „ständig“ benutzt. „Du kommst ständig zu spät“ ist verboten – sinnvoller ist „Dienstag warst du um 8:12 da, Mittwoch 8:07 und Freitag 8:10“. Da ich das aus meiner Sicht so beobachtet habe, sollte es auch so formuliert werden: „ich habe bemerkt, dass du Dienstag um 8:12…“, „ich nehme wahr…“, „aus meiner Sicht…“. Und daran schließt sich der konkrete Hinweis oder Vorschlag an. Was soll in Zukunft geändert werden? Sag deinen Mitarbeitenden ganz klar, was du erwartest: „Dein Arbeitsbeginn ist um 8:00 umgezogen, ich erwarte also, dass du kurz vor 8:00 hier bist“. Danach kann ruhig noch ein Unterstützungsangebot vom Chef kommen!

Feedback ist mehrspurig – alle sollten Feedback geben dürfen! Auch Angestellte und Familienmitglieder sollten nach Rückmeldung zum Chef, zur Arbeit, zu den Abläufen usw. gefragt werden. So können sich alle (auch Chefs) und der Betrieb weiterentwickeln!

Auch Lob ist Feedback und darf nicht vergessen werden. Feedback muss nicht nur objektive Kritik beinhalten! Ein Feedback kann ebenso auch nur über positive Dinge sein. Z.B. „Ich bemerke, dass Du die Kälber sehr gut versorgst und immer frühzeitig ein Auge hast, falls wir in der Kälberhaltung etwas verbessern müssen. Das machst Du wirklich gut!“. Wichtig ist beispielsweise, anzuerkennen, wenn die Rückmeldung angenommen wurde und sich eine positive Entwicklung zeigt. Es ist, glaube ich, wichtig, dass der Gegenüber spürt, dass man ein Feedback gibt, um etwas zu verbessern und zu wertschätzen.

Fazit: Gute Kommunikation spart Zeit

Im Alltag bleibt meist kaum Zeit für Gespräche und die Kommunikation fällt auch mal härter aus. Dabei bringt es zahlreiche Vorteile mit sich, sich mit seinem eigenen Team auseinanderzusetzen und sie kennenzulernen. Wenn wir die Menschen, mit denen wir täglich zusammenarbeiten, richtig einschätzen und die Kommunikation z. B. mit Feedbackgesprächen verbessern, sparen wir am Ende viel mehr Zeit als gedacht - denn wer sich wohlfühlt, bleibt im Betrieb und arbeitet besser.

"Gute Kommunikation spart Zeit und motiviert Menschen!"

Tierärztin Anna Bruhn
Anna Bruhn hat eine eigene Praxis und ist seit Jahren erfolgreich mit FertiPlan für CRV unterwegs. Mehr Infos zu hier finden Sie unter: www.ultra-anna.de
Tierärztin Anna Bruhn