Unsere Kühe gehören zur Familie

Die Familie Wimmer vom „Schneiderhof

Die Familie Wimmer vom „Schneiderhof“ in Grabenstätt am Chiemsee setzt ganz auf die Milchwirtschaft – und das mit sehr viel Leidenschaft.

Schaut man vom Schneiderhof der Familie Wimmer ins Land, geht einem das Herz auf: Der Blick wandert über den wunderschönen Chiemgau und den Chiemsee. „Wir leben in einer äußerst gefragten Urlaubsregion“, schwärmt Johann Wimmer und fährt fort: „Eigentlich könnten wir auch Ferienwohnungen anbieten und es viel ruhiger haben, aber das wollen wir ja gar nicht. Unser Herz gehört unseren Kühen!“ Auf dem Schneiderhof, der bereits in der 6. Generation von Familie Wimmer bewirtschaftet wird und den Johann und Elisabeth Wimmer 1987 übernommen haben, lebt auch einer der drei Söhne mit Frau und vier Kindern.

Entwicklung

Für die Bewirtschaftung des Betriebs sind 3,5 Arbeitskräfte – Vater und Sohn mit ihren Frauen – erforderlich, denn der Schneiderhof ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gewachsen. Zum heutigen Bestand von 135 Kühen plus Nachzucht gelangte man in mehreren Schritten: 2005 wurde ein neuer Boxenlaufstall mit Melkstand für 75 Kühe gebaut, der auch Platz für die Nachzucht bot. Weil man mehr Platz für melkende Tiere schaffen wollte, beschloss Familie Wimmer 2012, das Jungvieh auf den Betrieb einer der Schwiegertöchter auszulagern. Rund drei Monate vorm Kalben kommen die Tiere wieder auf den Schneiderhof.

Der Alte und der neue stall auf dem Schneiderhof
Der Alte und der neue stall auf dem Schneiderhof

„Der Familienrat hat sich bewusst für ein Erstkalbealter von 29 Monaten entschieden, weil wir schwere Tiere haben möchten“, erläutert Johann Wimmer. Mit vereinten Kräften und komplett in Eigenleistung wurde 2020 die nächste Stallerweiterung realisiert. „Im Rahmen der Erweiterung haben wir dann auch gleich einen Roboter für 60 Kühe angeschafft“, berichtet der Chiemgauer. „Schon kurz nach der Eingewöhnungsphase haben wir gemerkt, dass der Roboter uns – vor allem meine Frau – wirklich entlastet.“ Im Roboter werden allerdings nur die Frischmelker gemolken. „Die älteren Kühe möchten wir selbst melken. Das halten wir für eine wichtige gesundheitliche Vorbeugungsmaßnahme, und auf diese Weise können wir schneller handeln, falls mal etwas nicht stimmt.“

Vor schneebedeckten Alpen: Kälberhaltung in Gruppenboxen.
Vor schneebedeckten Alpen: Kälberhaltung in Gruppenboxen.

Weil ein problemloses Melken per Roboter gewisse Voraussetzungen erfordert, wird in der Fleckviehzucht heute noch mehr Wert auf gute Euter mit langen, nicht zu dünnen Zitzen gelegt. In diesem Zusammenhang lobt Johann Wimmer die Zuchtverantwortlichen: „Bei CRV hört man wirklich gut zu und nimmt die Kundenwünsche ernst. Bei diesen Merkmalen ist mir als Ergebnis meiner Bullenauswahl eine kontinuierliche Verbesserung bei unseren Kühen aufgefallen.“ Das von CRV neu eingeführte Roboter-Icon, mit dem „roboterfreundliche“ Bullen im CRV-Angebot gekennzeichnet sind, ist ein weiterer Beleg für die Tatsache, dass das Zuchtunternehmen auf die stetig zunehmende Nutzung automatischer Melksysteme reagiert.

Zucht

Die Familie Wimmer möchte langlebige Kühe mit guten Eutern, sehr guter Persistenz und stabiler Gesundheit züchten. „Die Herde ist sehr homogen und entwickelt sich immer mehr in Richtung unseres Zuchtziels. Das ist auch ein Ergebnis der langjährigen Anpaarung mit Hilfe des Programms SireMatch“, betont Johann Wimmer. „Aber Milch müssen sie natürlich auch geben“, ergänzt der Oberbayer mit einem Schmunzeln. Und das machen seine Kühe auch: Sie melken einen Herdendurchschnitt von 10 015 kg mit 4,05 % Fett und 3,64 % Eiweiß, und das angesichts der Tatsache, dass die lebenden Kühe eine Lebensleistung von im Schnitt mehr als 26 000 kg erbringen.

Johann und Elisabeth Wimmer mit Sohn Johannes und Schwiegertochter Michaela sowie den Kindern (von links) Michael, Magdalena, Johanna und Vinzenz.
Johann und Elisabeth Wimmer mit Sohn Johannes und Schwiegertochter Michaela sowie den Kindern (von links) Michael, Magdalena, Johanna und Vinzenz.

Unser Ziel ist es, dass die Kühe älter werden. Hier gibt es noch Verbesserungspotenzial“, sagt der Milcherzeuger. „Eine junge Kuh kostet uns nur Geld; erst eine alte Kuh bringt Geld ein.“ Dementsprechend können die Wimmers sich voll und ganz mit der Zuchtphilosophie von CRV identifizieren. Sie sind auf effiziente und gesunde Kühe aus. Sohn Johannes will den Schwerpunkt künftig noch ein wenig stärker auf Gesundheit und Fitness legen.

Fitness-Wunder Vito

Apropos Fitness: Den topaktuellen CRV-Fleckviehvererber Vito (Vidal x Wobbler x Dell) hat Familie Wimmer gezogen. Dieser 2019 geborene genomische Jungvererber ist derzeit der einzige Vidal-Sohn in der Besamung. Vito ist ein absolutes Fitness-Wunder und die Empfehlung für jeden Betriebsleiter, der die Gesundheit seiner Herde verbessern möchte. Vito ist das Produkt eines Embryotransfers. Seine Mutter Texas hat gerade zum zweiten Mal gekalbt, und Familie Wimmer ist begeistert: „Sie hat keine Schwellungen im Euter, und das Exterieur ist einfach top. Es ist unverkennbar, wie robust und gesund diese Kuh ist.“ Diese Einschätzung spiegelt sich auch in ihren Zuchtwerten wider: Sie verbindet 136 für Eutergesundheit mit 117 für Nutzungsdauer und 121 für Milchwert.

Der CRV-Bulle Vito (Vidal x Wobbler x Dell) hat seine Stärken beim aktuellen Schätztermin erneut bestätigt.
Der CRV-Bulle Vito (Vidal x Wobbler x Dell) hat seine Stärken beim aktuellen Schätztermin erneut bestätigt.
Texas (hier nach dem ersten Kalb) ist die Mutter des auf dem Betrieb Wimmer gezogenen CRV-Bullen Vito.
Texas (hier nach dem ersten Kalb) ist die Mutter des auf dem Betrieb Wimmer gezogenen CRV-Bullen Vito.

Familiensache

Auch der CRV-Besamungstechniker Viktor Nissen gehört sozusagen mit zur Familie. Den durchschnittlichen Besamungsindex von 1,72 bei den Kühen führt Johann Wimmer nicht zuletzt auf die absolut zuverlässige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Viktor zurück. „Ein Top-Mann, mit dem man auch mal eine Gaudi hat“, schmunzelt Johann Wimmer und ergänzt: „Er kommt nun schon seit rund zehn Jahren zu uns und macht uns auch darauf aufmerksam, wenn bei einem Tier Probleme auftreten.“ Mit am Esstisch auf dem Schneiderhof sitzt meistens auch ein Lehrling, denn es macht den Wimmers Spaß, junge Leute für die Landwirtschaft auszubilden. Man spürt, dass der „Azubi“ hier weit mehr ist, als lediglich eine zusätzliche Arbeitskraft. „Auf diesem Weg geben wir Wissen, aber auch Kultur weiter und hoffen, dass die Landwirtschaft dadurch die Wertschätzung erhält, die ihr gebührt“, sagt Johann Wimmer.

Johann Wimmer legt viel Wert darauf, die Tiere stets genau im Blick zu behalten.
Johann Wimmer legt viel Wert darauf, die Tiere stets genau im Blick zu behalten.

Welche Tipps kann der Schneiderhof-Bauer den Auszubildenden oder den Berufskollegen geben? „Ganz wichtig ist, dass man die Dinge mit Herzblut macht. Entweder konsequent durchziehen oder sein lassen.“ Eine detaillierte Analyse der wirtschaftlichen Kennzahlen und das Achten auf Details helfen ebenfalls dabei, einen Betrieb sicher in die Zukunft zu führen. Johann Wimmer hält viel davon, sich ständig weiterzubilden. So nehmen sein Sohn und er an zahlreichen Veranstaltungen teil, schauen sich Online-Webinare an und studieren diverse Fachzeitschriften. Neben der Weiterbildung legt man in der Familie viel Wert auf „ein Auge für die Kühe“.

Zukunft

Auf die Frage nach der Zukunft des Betriebs antwortet Johann Wimmer: „Die großen baulichen Maßnahmen haben wir erst einmal abgeschlossen. Eventuell erweitern wir den Kälberstall um weitere Iglus. Und wir wollen die Arbeitswirtschaftlichkeit verbessern. Auf Wachstum setzen wir nicht. Der Kuhbestand soll nicht nennenswert vergrößert werden.“ Das Motto für die Zukunft lautet „Optimierung“. Man kann noch an vielen Stellschrauben drehen, etwa im Bereich Ackerbau oder in Sachen Arbeitserleichterungsmaßnahmen. „Wenn Familie und Kühe gesund und zufrieden bleiben, dann sind wir als die Familie Wimmer sehr glücklich,“ sagt Johann Wimmer abschließend und blickt versonnen von seinem Betrieb über den wunderschönen Chiemgau auf die schneebedeckten Alpen.