Push für Gesundheit durch Single-Step-Verfahren

Vils
Vils ist einer der besten Bullen für Gesundheitsmerkmale.

Beim Fleckvieh hatte die im April erfolgte große Umstellung der Zuchtwertschätzung auf das Single-Step-Verfahren einen gewaltigen Qualitätssprung speziell bei den Zuchtwerten für Gesundheitsmerkmale zur Folge.

Musste man bisher mit Gesundheitszuchtwerten für nachkommengeprüfte Stiere vorliebnehmen, ist es mit Single-Step jetzt möglich, auch Zuchtwerte für Mastitis, frühe Fruchtbarkeitsstörungen (Nachgeburtsverhaltung etc.) und Zysten für Kandidaten, genomische Jungvererber oder Kühe zu schätzen. Basis der Gesundheitszuchtwertschätzung sind die gemeldeten tierärztlichen Diagnosen aus dem Gesundheitsmonitoring und die geburtsnahen Beobachtungen wie etwa Nachgeburtsverhaltung oder Festliegen, die bei der HIT-Meldung beziehungsweise in Österreich im Rahmen der Leistungskontrolle erfasst werden.

Durch die zusätzliche Verwendung von genotypisierten Kühen mit validen Daten zu den Gesundheitsmerkmalen speziell aus den Kuhtypisierungsprogrammen (FleQS, Fleckfficient, FoKUHs) im Single-Step-Verfahren können bei Kandidaten bereits Sicherheiten für die Gesundheitszuchtwerte im Bereich zwischen 50 % und 60 % erreicht werden. Dadurch ist es jetzt deutlich besser möglich, auf Gesundheit zu selektieren und sie bei der Anpaarung zu berücksichtigen. Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass es zwischen den besten und den schlechtesten Stieren nach dem jeweiligen Gesundheitszuchtwert große Unterschiede im Anteil Diagnosen bei deren Töchtern gibt. Es ergibt daher absolut Sinn, bei der Anpaarung auch auf diese Merkmale zu achten.

Abbildung Diagnosen
Abb.: Anteil Diagnosen bei Vater-Zuchtwerten unter 85 bzw. über 115 bei den Gesundheitsmerkmalen beim Fleckvieh

Im Gesundheitsbereich wird auch bereits an Single-Step- Zuchtwertschätzungen für Klauengesundheit und Stoffwechselstabilität (Milchfieber, Ketose etc.) mit Einbeziehung von Sensordaten gearbeitet. Bis zur Einführung wird man sich da aber noch das eine oder andere Jahr gedulden müssen. Die Aussagekraft der Gesundheitszuchtwerte hängt massiv davon ab, dass sich möglichst alle Betriebe an der Datenerfassung beteiligen und die Daten vollständig melden. Mit einer großen Datenmenge hoher Qualität kann man dem Ziel der Zucht leistungsstarker und gesunder Kühe einen großen Schritt näher kommen!

Autor: Dr. Christian Fürst, ZuchtData Wien

Erfassung der Gesundheitszuchtwerte beim Fleckvieh

• Mastitis: akute und chronische Mastitis; 10 bis 150 Tage nach der Abkalbung plus Abgänge wegen Eutererkrankung im gleichen Zeitraum

• Frühe Fruchtbarkeitsstörungen: Gebärmutterentzündung, Nachgeburtsverhaltung, puerperale Erkrankungen bis 90 Tage nach der Abkalbung plus Abgänge wegen Unfruchtbarkeit im gleichen Zeitraum

• Zysten: 30 bis 150 Tage nach der Abkalbung

• Milchfieber (Gebärparese): –10 bis 10 Tage nach der Abkalbung plus Abgänge wegen Stoffwechselerkrankungen im gleichen Zeitraum