Fakt ist also, dass ich mehr Platz schaffen muss, um die gleichen Hygienestandards, gerade in der so sensiblen ersten Lebensphase, zu erreichen. Die Lösungen sind vielfältig. Außenhütten als Einzeliglu, Außenhütten in Kombination Einzelhaltung und Gruppenhaltung, oder eine Box im festen Gebäude. Hier kommt es natürlich auf die Gegebenheiten im Betrieb an. Wichtig ist nur, dass die zusätzlichen Kälberplätze zum bisherigen Ablauf passen. Die 28 Tage passen bei uns im Betrieb so gar nicht in den Ablauf der weiblichen Kälberaufzucht hinsichtlich der zeitlichen Haltungsschritte. Die weiblichen verbleiben nämlich 21 Tage in der Einzelhaltung und kommen dann in die Gruppenhaltung. Die Einzelboxen werden bei uns aufsteigend vom Stallanfang, bis zum Stallende belegt, bedeutet dass wir einen rotierenden Wechsel im Stall haben. Die männlichen Kälber würden diesen rotierenden Wechsel natürlich blockieren, da diese 7 Tage länger in der Einzelhaltung bleiben. Das routinemäßige Waschen wird dann zur Herausforderung. Also haben wir überlegt, wie wir vorgehen. Der Stallbereich für die Einzelboxen wurde verlängert, so nutzen wir die eine Hälfte des Stalles für die weiblichen Kälber und die hintere Hälfte für die männlichen Kälber. So können wir weiterhin unser „rotierendes System“ bei den weiblichen, als auch den männlichen Kälbern, nutzen. In einem Kälberboxenelement ist Platz für drei Kälber in Einzelhaltung. Diese Elemente stehen gegenüber voneinander. Werden die weiblichen Kälber umgestallt, kommen sie in Sechser-Gruppen zusammen. Bedeutet die Kälber aus zwei Kälberboxenelementen können zu einer Gruppe zusammengeführt werden. Die Einzelboxen sind frei zum entmisten, waschen und desinfizieren. In dieser Sechser-Gruppe verbleiben die Kälber bis 14 Tage nach dem Absetzten. Uns ist wichtig, dass die Kälber ab dem ersten Tag in der Gruppenhaltung mit gleichalterigen Kälbern zusammenkommen und bis 14 Tage nach dem Tränken zusammenbleiben. Jedes umstallen oder Kälber dazu stallen bringt Stress in die Gruppe, den wir vermeiden möchten. Daher ist es in meinen Augen so wichtig sich im Vorfeld Gedanken zu machen in welcher Gruppengröße ich nach der Einzelhaltung arbeiten möchte, um Überbelegung oder unnötiges „um- bzw. zusammenstallen“ zu vermeiden. Zudem muss es einfach in der Handhabung sein.
KUHnected - Kälberhaltung unter neuen Voraussetzungen!?
„Kälbertransport erst ab dem 28. Lebenstag ab dem 01.01.2023“. Diese „Schreckensmeldung“ wurde vor etwa einem Jahr verkündet. Über den Sinn dieser neuen Verordnung kann man streiten, nur wie geht man damit um? Die Anzahl der Kälberplätze ist an die Größe der Herde angepasst und jetzt müssen die männlichen Kälber „doppelt“ so lange im Betrieb verbleiben.
Fazit nach der Anpassung auf die verlängerte Haltungssituation
Klar, wir müssen unsere männlichen Kälber jetzt 14 Tage länger füttern und betreuen. Jedoch haben wir uns im Vorfeld damit beschäftigt eine, zu unserem Betrieb, passende Lösung zu finden und sind durch die Aufteilung der weiblichen und männlichen Kälber wieder einen Schritt nach vorne gekommen. Klarere Strukturen wurden im Kälberstall geschaffen und neue Systeme entwickelt.
Wären wir auf die Idee auch ohne Kälbertransportverordnung gekommen? Diese Frage kann ich so gar nicht beantworten. Wichtig ist doch nur, dass man über seinen Schatten springt und Herausforderungen als Chance für Verbesserungen nutzt.
Die Verordnungen die noch auf uns zu kommen, werden wir nicht aufhalten können. Wir können nur lernen damit umzugehen.