KUHnected - Gesunde Klauen, darauf "stehen" unsere Kühe!

Gesunde Klauen

"Die Klauen tragen die Milch!". Diesen Satz kann man in der Fachlektüre häufig lesen und es kennt ihn auch jeder Milchviehhalter. Jedoch müsste er eigentlich lauten: "Gesunde Klauen tragen die Milch"!

Dieser Satz hört sich so logisch und selbstverständlich an, fast schon zu logisch? Klauenprobleme bei den Milchkühen kennt jeder Milchviehalter oder Herdenmanager. Wenn man sich auf Fachmessen im Rinderbereich umschaut oder sich Fachlektüre anschaut, hat das Angebot und die Nachfrage an professionellen Klauenpflegeständen als auch eine Vielzahl an verschiedenen Verbandsmaterialien, Salben und Pasten und Klebemöglichkeiten von Klötzen, um die erkrankte Klaue zu entlasten, deutlich an Fahrt zugelegt. Ist für eine gut laufende Herde, also eine gute Klauengesundheit, allein das Intervall des Klauenschnittes oder das richtige Produkt im Klauenbad entscheidend?

Ich selbst mache mit Leidenschaft die Klauenpflege unserer Milchviehherde und beantworte diese Frage für mich mit einem Nein.

Christian
Landwirt Christian Holterkamp (270 Kühe), aus Clarholz im Kreis Gütersloh, schreibt im CRV Blog KUHnected regelmäßig über seinen Betrieb und Erfahrungen aus der Landwirtschaft.

Was sollte man beachten?

Auch ich habe mich schon intensiv mit der Klauenpflege beschäftigt und einiges probiert. Letztendlich ist mir aber dabei bewusst geworden, allein ein guter Klauenschnitt, dreimal im Jahr, wird mich nicht automatisch zu einer Milchviehherde mit einer guten Klauengesundheit bringen. Daher versuche ich mein Team und mich selbst dazu zu sensibilisieren jeden Tag mit offenen Augen durch die Herde zu gehen, um zu "hören" was die Kühe uns mit ihrem Verhalten sagen wollen.

Worauf achten wir dabei?

  • Wie ist das Liegeverhalten?
  • Legen sich die Kühe innerhalb einer Minute nach Betreten der Box ab?
  • Stehen Kühe nur mit den Vorderbeinen in der Liegebox?
  • Liegen die Kühe trocken, auch hinten im Bereich des Euters und den Hinterklauen?
  • Sind die Laufgänge und die Übergänge ausreichend sauber?
  • Sind die Kühe sauber? Wie sieht es mit der Sauberkeit der Hinterklauen aus? Dreckige Kühe sind oft ein Zeichen für zu feuchte Liegeboxen.

Ein schlechtes Liegeverhalten ist nicht nur ein Zeichen von einer fehlerhaften Liegebox, auch das Risiko einer "Belastungsrehe" durch zu langes Stehen nimmt deutlich zu. Mein Motto lautet dabei immer: "Die Kuh steht nur beim Fressen, Saufen oder Melken.". Ansonsten läuft sie oder überwiegend soll sie liegen. Sind die Boxen zu feucht, legen sich die Kühe ungern ab, Liegezeiten verkürzen sich. Legt sich die Kuh dann irgendwann doch in die Box, liegt sie nicht nur mit dem Euter in dem feuchten Milieu, auch die Hinterklauen sind somit diesem feuchten Milieu ausgesetzt.

Futtertisch
Auch die Fütterung hat Einfluss auf die Klauengesundheit

Auch die Fütterung hat Einfluss!

Die Fütterung haben wir im Bezug Klauengesundheit stets im Blick!

  • Regelmäßig kontrollieren wir die TMA bei den laktierenden Kühen, als auch bei den Trockenstehern. Anhand der TMA können wir die Ration an unsere Zielwerte anpassen.
  • Futterselektion haben wir stets im Blick, um pH-Wert Schwankungen im Pansen zu vermeiden. Pansenazidosen erhöhen das Risiko für Klauenrehe.
  • Geringe Kraftfuttergaben im AMS. So wenig wie möglich, nur so viel wie nötig, um Azidosen zu vermeiden.
  • Einhaltung der Fütterungszeiten

Wie managen wir die Klauenpflege?

Wie viele andere Betriebe haben wir einen festen Tag in der Woche für die Klauenpflege, als auch für das wöchentliche Klauenbad. Dabei haben wir in jedem Stall einen festen Platz für den Klauenstand. Der Platz ist so gewählt, dass die Kühe, die nicht behandelt werden, nicht gestört werden.

Die Dokumentation der Klauenpflege wird direkt am Klauenstand mittels EDV eingegeben. So haben wir am Ende der Klauenpflege einen direkten Überblick über die Diagnosen und Maßnahmen.
Der Zeitpunkt der funktionellen Klauenpflege wird durch den Reproduktionsstatus der Kuh festgelegt. Das Herdenmanagementsystem filtert uns die Tiere zum jeweiligen Termin heraus. Auch die Tiere, die einen Wiedervorstelltermin haben, erscheinen im Kalender im Herdenmanagementsystem. So ist sichergestellt, dass keine Kuh "durchrutscht". Bei der funktionellen Klauenpflege ist mir der Zeitpunkt vor dem Trockenstellen der wichtigste. Der Termin ist 30-50 Tage vor dem geplanten Trockenstellen gesetzt. So können wir sicherstellen, dass eventuelle Klauenläsionen noch am Ende der Laktation "repariert" werden können. Die Kuh geht somit mit gesunden Klauen in die sensible Trockenstehzeit. Hier gilt es höchste Futteraufnahmen zu erzielen, das geht nur, wenn die Kuh auch ohne Schmerzen zum fressen gehen kann. Eine Lahmheit in der Trockenstehzeit ist der erste "Schritt" in einen Fehlstart in die neue Laktation. Sie wird ihr volles Leistungsniveau nicht abrufen können.