Die MAG Gressow AG erzeugt Milch, betreibt Ackerbau und produziert Solarenergie. Im Bereich Milchvieh kümmern sich 17 Mitarbeiter um 925 Kühe. Dabei handelt es sich um den Betriebsleiter mit zwei Assistenten, sechs Melker, einen Fütterer, jeweils einen Mitarbeiter für die Kälber, die Boxenpflege und die Nachzucht, zwei Springer, einen Mitarbeiter für sonstige Hoftätigkeiten und einen „Azubi“. Die Nähe zu Wismar und Lübeck verschärft die Konkurrenz um gute Mitarbeiter. Daher liegt die Vergütung deutlich über dem Mindestlohn, alle Überstunden werden bezahlt, und – sofern alle Kollegen einsatzfähig sind – folgen auf sechs Arbeitstage drei freie Tage. Initiativ-Bewerbungen sind hier übrigens stets willkommen! Gemolken wird zwei Mal täglich jeweils um halb Drei in dem 2014 fertiggestellten Melkhaus mit einem Doppel-16er Side- by-Side-Melkstand von Boumatic.
Gut strukturiert zu mehr Effizienz
Hinne van der Harst leitet seit zweieinhalb Jahren den Bereich Milchproduktion der MAG Gressow AG. Mit Erfahrung und Weitblick sorgt er für Struktur und immer bessere Ergebnisse.
Von Anbindehaltung zur Großanlage
Der Niederländer Hinne van der Harst hat seine Ausbildung zum Landwirt mit Schwerpunkt Betriebsleitung in seiner Heimat absolviert und schon immer von einem eigenen Betrieb geträumt. Selbst sein Praktikum in Rumänien hat er vor allem gemacht, um sich dort vor Ort nach einem geeigneten Betrieb umzusehen. Aber vorerst blieb er in den Niederlanden, wo er zunächst als Betriebshelfer und später im Viehhandel tätig war. Nachdem er seine heutige Frau Marja kennen gelernt hatte, die unbedingt ins Ausland wollte, reisten die beiden nach Lappland, wo sie auf einem Milchviehbetrieb mit 34 Kühen in Anbindehaltung Arbeit fanden. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen zog das Paar anschließend ins südliche Mecklenburg- Vorpommern, wo Hinne als Herdenmanager in einer Anlage mit 600 Kühen arbeitete. Nach vier Jahren – zwischenzeitlich waren die Kinder Amarins und Wiebren auf die Welt gekommen – zog die junge Familie weiter an die Ostsee, und dort trat Hinne die Stelle des Betriebsleiters der MAG Gressow AG an.
Umstellungsphase
„Anfangs habe ich nur beobachtet, und nach vier bis sechs Wochen habe ich dann begonnen, Dinge zu ändern. So hatten wir beispielsweise zu hohe Kälberverluste. Also haben wir die Biestmilch in Tüten abgefüllt und sie gekühlt gelagert. Außerdem haben wir den Milchaustauscher gewechselt und eine Neugeborenenstation eingerichtet. Dort bekommen die Kälber Biestmilch, werden mit Lampen gewärmt, der Nabel wird desinfiziert, Eisen wird gespritzt, und die Ohrmarken werden eingezogen. Erst wenn alles passt, kommt das Kalb in ein Einzeliglu.“ Als nächstes wurde die Futterration für das Jungvieh angepasst, das – zusammen mit einigen Trockenstehern – auf einer 20 km entfernten Anlage untergebracht ist. Zuvor wurde immer nur das gefüttert, was gerade verfügbar war. Der Niederländer ließ jetzt eine geeignete Ration zusammenstellen, die konsequent verfüttert wurde. Hinne van der Harst: „Vorher mussten viele Färsen den Betrieb verlassen, weil es ihnen an Leistung mangelte. Heute kommen alle Färsen gut in Milch. Mein Ziel ist ein Erstkalbealter von 22 Monaten. Entsprechend gut sollen die Tiere wachsen.“ Hinnes Kollegen haben die Änderungen gut angenommen und umgesetzt. In diesem Zusammenhang lobt der 34-Jährige einmal mehr die hohe Arbeitsqualität seines Teams.
Zusammenarbeit mit CRV
Die Zusammenarbeit mit CRV besteht seit etwas mehr als zwei Jahren. „Ich habe damals Angebote von mehreren Zuchtunternehmen eingeholt. Bei CRV gefällt mir insbesondere die Flexibilität. Hinzu kommt, dass ich mich auf meinen CRV-Berater Ehler Weidenhöfer absolut verlassen kann. Wenn ich ihn anrufe, weil ich etwas von ihm möchte, reagiert er sofort – selbst dann, wenn ich Sonderwünsche habe.“ Auch was die Anpaarungsempfehlungen angeht, verlässt er sich auf Ehler Weidenhöfer. Hinne stellt drei Bedingungen.
Erstens: Für die Remontierung möchte er 32 Kuhkälber pro Monat bekommen. Zweitens: Falls eine Kuh bzw. eine Färse nach der zweiten Besamung mit gesextem Holsteinsperma nicht tragend wird, wird die Kuh mit Sperma von einem Weißblauen Belgier bzw. die Färse mit konventionellem Holsteinsperma besamt. Drittens: Das Zuchtziel ist eine gesunde, breite, mittelrahmige Kuh, die effizient viel Milch mit hohen Inhaltsstoffen gibt. Ehler Weidenhöfer errechnet nun mithilfe des Anpaarungsprogramms SireMatch, welche Kuh mit welchem Vererber in gesexter oder konventioneller Form angepaart werden soll.
HerdOptimizer
Mit dem Ziel, den Zuchtfortschritt zu beschleunigen, nutzt die MAG Gressow AG seit einem Jahr HerdOptimizer, ein Paket bestehend aus Genotypisierung, Anpaarungsprogramm, Beratung und Managementprogramm. Bei allen Kälbern und allen kalbenden Färsen werden Haarproben aus dem Ohr entnommen und zu CRV geschickt. Sobald die Typisierungsergebnisse vorliegen, werden die Zuchtwerte der Kälber und Färsen ins HerdOptimizer- Computerprogramm des Betriebs eingespielt. Hinne berichtet: „Ehrlich gesagt schaue ich mir die Ergebnisse nur dann an, wenn ich einige Kälber zu viel habe und daher selektieren kann. Ansonsten nutzen wir die Zuchtwerte, um die Anpaarung noch besser zu machen. Wenn ein Tier schon +2 000 kg Milch testet, kann ich beim Vererber auf andere Qualitäten setzen. Oder anders gesagt: Früher musste ein Bulle in allen Bereichen gut sein. Heute nehme ich die Vererber, die ihre Vorzüge genau da haben, wo ich sie brauche. Dadurch ist der Zuchtfortschritt noch größer. Zu Anfang haben wir auch ein paar ältere Tiere getestet. Ich habe die Ergebnisse auf dem Papier mit denen im Stall verglichen, und das hat mich überzeugt.“ Bei der Zucht lässt Hinne Emotionen außen vor. „Ja, ich bin schon emotional und leidenschaftlich. Sonst würde ich diesen Job sicherlich nicht machen. In einer so großen Milchviehanlage müssen aber alle Entscheidungen auf einer rationalen Grundlage getroffen werden. Selbst eine gute Kuh wird nach dem zweiten erfolglosen Besamungsversuch mit einemWeißblauen Belgier belegt. Dann ist sie halt doch nicht so ganz gut, wie man es vorher gedacht hatte.“
Zukunft
Würde es nur nach Hinne van der Harst gehen, wäre der nächste Schritt der Bau eines neuen Stalls für rund 100 Trockensteher und 300 melkende Kühe. Mit Spannung erwartet er aber jetzt zunächst einmal die neue Düngeverordnung. Der Betriebsstandort am Vogelschutzgebiet macht die Situation nicht gerade einfacher. Ansonsten gilt es, weiter an der Effizienz der Herde zu arbeiten. Sein Ziel, unter den derzeit gegebenen Bedingungen zehn Millionen Kilogramm Milch abzuliefern, wird er verwirklichen. Davon ist der Niederländer fest überzeugt. Privat ist Hinne van der Harst mit den gegenwärtigen Lebensumständen ebenfalls zufrieden. Die Arbeit bereitet ihm viel Freude, und auch die Familie fühlt sich nahe der Ostsee sehr wohl. Damit er an seinem jetzigen Wohnsitz leichter Anschluss findet, ist Hinne van der Harst wieder in einen Volleyball- Verein eingetreten. Diesen Sport hat er früher schon von seinem 12. bis 18. Lebensjahr ausgeübt. Hinzu kommt, dass er darin einen guten Ausgleich zu seinem Berufsalltag sieht.
Betriebsspiegel
Betriebszweige: Milchviehhaltung, Ackerbau, Photovoltaik
Bestand: 925 Kühe plus Nachzucht, die auf einer rund 20 km entfernt gelegenen Anlage gehalten wird
Leistung: 10 967 kg; 4,20 % Fett; 3,50 % Eiweiß
Lebensleistung: 32 472 kg
Zwischenkalbezeit: 391 Tage
Fütterung: Hochleistungsration für alle melkenden Kühe; Ganzpflanzensilage, Grassilage, Maissilage, Maisnachmehl, Raps, Vinasse und Ergänzungsfuttermittel
Fläche: 1 950 ha, davon 1 750 ha Ackerland und 200 ha Grünland
Aktuelle CRV-Vererber: Holstein: Lunar, Castor, Lendor, Jigger und Abundant Weißblaue Belgier: Elk 41 (konventionell und männlich gesext)