Fleckvieh steckt einfach mehr weg……

Betrieb Niederthanner

Viele Autos fahren jährlich durchs Inntal Richtung Brenner und übersehen, dass dies einer der schönsten Flecken Bayerns und eine sehr intensive Milchviehregion ist. Einer dieser Betriebe ist der der Familie Niederthanner mit einer sehr Lebensleistungsstarken Fleckviehherde.

Spricht man mit Betriebsleiter Christian Niederthanner und seinem Vater, stellt man sehr schnell fest, dass beide begeisterte Milchviehhalter und auf ihre Fleckviehherde stolz sind. Seine Kühe sind nicht nur leistungsbereit, sondern werden auch sehr alt. So lag die Abgangsleistung der Kühe in den letzten Jahren bei über 50.000 kg. In einem Jahr sogar einmal bei über 80.000 kg. Da schmunzelt Christian Niederthanner: „Da hatten wir auch nur zwei Abgänge.“

Pollmur
Eine Pollmur Tochter - Die älteste Kuh im Bestand mit 12 Abkalbungen

Mit SireMatch wird das Zuchtziel erreicht

"Fleckvieh steckt einfach mehr weg", so sein Credo. Dass dies so ist, liegt bestimmt an der Rasse aber auch an Niederthanners Zuchtziel und dem Management. "Unserer Zuchtziel ist eine mittelrahmige Kuh mit hoher Eutergesundheit, nicht zu schneller Melkbarkeit, die noch Potential für die weiteren Laktationen hat und sich zur 2. und 3 Laktation in der Leistung steigert. Mit dem 3. Bis 4. Kalb sind die Tiere erst an ihre Höchstform angelangt. Eine Kuh die bis dahin schon beim Metzger ist war nicht rentabel! Milchleistung und Inhaltsstoffe spielen bei seiner Bullenauswahl keine Zentralle Rolle", sagt Niederthanner weiter.

Bei der Bullenauswahl wird er von seinem Besamungstechniker Sebastian Seebacher unterstützt. Als Grundlage dienen die Anpaarungsvorschläge, die er nach der Zuchtwertschätzung auf Basis der Pedigreezuchtwerte aus SireMatch erhält. „Hier kann ich auch mal einen Anlageträger wie Raldi oder Epinal einsetzten, ohne eine Risikoanpaarung zu erzeugen.“ Im letzten Jahr wurden 50 % genomische Jungvererber und 50 % töchtergeprüfte Bullen eingesetzt. „Wenn ich zwischen einem töchtergeprüften Bullen und einem InSire Bullen schwanke, kommt der töchtergeprüfte Bulle auf die Kuh, da mir eine gewisse Sicherheit auch wichtig ist“, berichtet Christian. „Ich bin mit der Bullenauswahl sehr zufrieden und finde auch immer einen passenden Bullen, allerdings würde ich mir einen Zuchtwert für den Charakter der Kühe in Zukunft wünschen"

Eine Orbit-Tochter mit 4 Kälber die das Zuchtziel wiederspiegelt
Eine Orbit-Tochter mit 4 Kälber die das Zuchtziel wiederspiegelt

Einer der besten Betriebe für Lebensleistung in Bayern

Das diese genetische Grundlage durch ein sehr gutes Management ausgeschöpft wird, zeigen die vielen alten Kühe im Bestand. Die älteste Kuh im Stall hat eine Lebensleistung von über 120.000 kg und 12 Abkalbungen, im Frühjahr soll das 13. Kalb zur Welt kommen. Die Niederthanners gehören in Bayern zu den besten Betrieben was Lebensleistung anbelangt, darauf sind sie sehr stolz. Durch die Alpung des Jungviehs und der niedrigen Remontierung werden überzählige Jungkühe über den Zuchtviehmarkt in Miesbach vermarktet. Die besten bleiben am Betrieb und werden durch den Betriebsleiter scharf auf Euterqualität selektiert. Der Hauptabgangsgrund ist auch bemerkenswert, nicht etwa die Eutergesundheit, Unfruchtbarkeit oder Gliedmaßenerkrankungen sind der Grund für den Abgang der alten Kühe, sondern die nicht mehr ökonomische Euterform oder Strichverteilung.

Auf die Langlebigkeit der Kühe ist Familie Niederthanner sehr stolz
Auf die Langlebigkeit der Kühe ist Familie Niederthanner sehr stolz

Weidehaltung als Erfolgs- und Managementfaktor

Welches Management steckt dahinter? Im Prinzip ist das Management sehr einfach gehalten. Eine zentrale Rolle nimmt die Weidehaltung ein. 2004 wurde von damals 30 Kühen im Anbindestall auf 45 Kühe im Laufstall aufgestockt. Die Kühe gehen, je nach Witterung, von Mitte März bis Ende Oktober auf die 7 ha direkt an den Stall anschließenden Weideflächen. Im Sommer sind die Kühe bei Hitze tagsüber im Stall und dürfen nachts auf die Weide. „Die Weidehaltung erspart eine zweite Klauenpflege im Jahr,“ ist Christian überzeugt. Hat eine Kuh Klauenprobleme, wird Sie sofort im Klauenpflegestand behandelt.

Die Silage wird mittels eines Futterkamms vorgelegt und Kraftfutter ganz einfach per Hand am Futtertisch gegeben. Nach der Kalbung bekommen die Kühe in der Hochleistungsphase eine extra Energiezufuhr mittels Maisschrot und Zuckerschnitzel. Die meisten Kalbungen erfolgen ohne Hilfe. Am Betrieb wird kein Getreide angebaut und somit würden die meisten schlussfolgern, dass Hochboxen im Laufstall zu finden sind, aber nicht so bei den Niederthanners. Stroh wird zugekauft und in die Tiefboxen gestreut, damit die Kühe bequem liegen. Allerdings brachte der größte Leistungsschub der Herde die Umstellung der Weidehaltung auf großflächige Kurzweide und zwar in einem Jahr um sage und schreibe 1.200 kg Milch. Die Milch wird an die Genossenschaftsmolkerei Berchtesgadener Land geliefert. Wie sieht die Zukunft auf dem Betrieb Niederthanner aus? „Wir sind mit dem derzeitigen Stand zufrieden, „sagt Christian, und sind mit 45 Kühen als Familienbetrieb gut beschäftigt.“ Deshalb sind auf dem Betrieb aktuell auch keine Wachstumsschritte geplant.

Betriebsspiegel

Christian Niederthanner, Zain 1, 83131 Nussdorf

Betriebszweige: Milchverkauf, Jungkühe über Zuchtviehmarkt, , Photovoltaik, Direktvermarktung von Kürbissen und Schnaps

Arbeitskräfte: 1,2 AK + Altenteiler

Bestand: 45 Kühe plus Nachzucht

Leistung: 9.077 kg 4,03 % Fett 3,43 % Eiweiß

Erstkalbealter: 29 Monate (Alpung des Jungviehs)

Zwischenkalbezeit: 366

Lebensleistung der lebenden Kühe 2020: 32.568 kg bei 15,2 % Remontierung

Lebensleistung der abgegangenen Kühe: 53973 kg

Fütterung: Weidehaltung von Mitte Mai bis Oktober, Silage mit Futterkamm und KF über Trog

Fläche: 40 ha (4 ha Acker, 36 ha Grünland, davon 17 ha Weide)

Aktuelle CRV-Vererber: Wobbler, Varta, Mint, Haribo und Habsburger