Ein Optimierungsprofi und Kuhliebhaber bei der Arbeit

Die Familie Steiner: angeführt von Betriebsleiter Franz Steiner, Bruder Christoph, Schwester Bettina und die Mutter Marianne Steiner.
Die Familie Steiner: angeführt von Betriebsleiter Franz Steiner, Bruder Christoph, Schwester Bettina und die Mutter Marianne Steiner.

Selten hat unser Produktmanager für Fleckvieh Johannes Wolf so einen Betrieb gesehen. „Hier ist ein Zuchtprofi und absoluter Kuhliebhaber am Werk“.

Denn der Betrieb von Franz Steiner im niederbayerischen Kößlarn glänzt durch absolute Optimierung und Effizienz beim Einsatz von vorhandenen Mitteln sowie durch eine durchdachte Umbaulösung.

Der heutige 32-jährige Betriebsleiter Franz Steiner übernahm die gesamte Betriebsverantwortung schon im Jahr 2014, da sich der Vater durch eine Erkrankung komplett aus dem Betrieb zurückziehen musste. Seitdem führt er den 82-Kühe-Betrieb zusammen mit seiner Mutter Marianne und seit dem 1. August unterstützt ihn auch der Auszubildende Niklas Lißl. Auf seine Geschwister kann er sich bei Bedarf ebenfalls verlassen.

„Für mich gab es nie einen alternativen Berufswunsch. Ich bin Milchbauer mit Herzblut und Liebe zur Landwirtschaft“, so Franz Steiner. Dieses Engagement für die Milch- und Landwirtschaft zeigt er auch als Aufsichtsratsmitglied bei der österreichischen Molkerei Berglandmilch, die auf 100 % gentechnikfreie Anlieferung setzt. „Durch meinen Betrieb und meine Position im Aufsichtsrat versuche ich ein positives Image für die Landwirtschaft vorzuleben und meinen Einfluss für Landwirte geltend zu machen. Die Gründe, sich öffentlich immer mehr zu engagieren, ist auch die Politik. „Auf politischer Ebene werden viel zu schnell Vorgaben gemacht. Ob in Bezug auf die Düngeverordnung oder bei der Haltung. Wir leben und wertschätzen unsere Tiere. Die Politik muss sich mit uns an einen Tisch setzen, um gemeinsam eine langfristige Perspektive zu erarbeiten“, so Franz Steiner. Denn: „Kaum hat man einen alten Beschluss umgesetzt, kommt schon wieder ein neuer heraus“.

Der Hof liegt nahe der österreichischen Grenze. Die Bodenpunkte liegen im Schnitt bei 60 Punkten bei sandigem Lehm. Die Niederschlagsmenge im Jahr beträgt 850 mm, allerdings ist Nebel eher die Ausnahme.
Der Hof liegt nahe der österreichischen Grenze. Die Bodenpunkte liegen im Schnitt bei 60 Punkten bei sandigem Lehm. Die Niederschlagsmenge im Jahr beträgt 850 mm, allerdings ist Nebel eher die Ausnahme.

Der seit mindestens 1850 bestehende Familienbetrieb sieht dennoch auch zukünftig seine Bedeutung. „Wir müssen die Menschen ernähren, daher ist die regionale Landwirtschaft vor Ort auch so wichtig.“ Der 48 Hektar große Betrieb melkt seine Fleckviehkühe mit einer Herdendurchschnittsleistung von 9699 kg Milch pro Kuh und Jahr bei 4,24 % Fett und 3,62 % Eiweiß. Das Erstkalbealter liegt bei 24,3 Monaten und die Zwischenkalbezeit bei 362 Tagen. Die Herde hat eine Abgangslebensleistung von 45.775 kg Milch.

Der Besamungsindex liegt im Steinerischen’ Betrieb bei 1,4 bei Rindern und bei bis max. 1,7 bei den Kühen. Was steckt hinter dieser guten Herdenfruchtbarkeit? Hier spielen laut dem Niederbayern viele Einflüsse zusammen. Ein Faktor ist die ausgewogene Fütterung, die vor allem durch den 45-prozentigen Grassilageanteil bestimmt wird. Die Energie kommt aus Rübenschnitzeln. Mit Silomais geht Franz Steiner sparsam um, denn hier schwanken ihm die Energiewerte zu sehr. Ebenso dürfen bei einer ausgeglichenen Ration der Strohanteil und Mineralien nicht fehlen.

Weiterhin werden die Brunstaktivitäten durch die mit dem Lely Astronaut A5- Roboter gekoppelten Halsbändern von Nedap überwacht. Darüber hinaus wird durch die Transponder das Fressverhalten dokumentiert. Auf diese Daten verlässt sich Franz Steiner sehr, denn somit hat er auch eine automatische Gesundheitsüberwachung im Stall. Eine geringere Fressaktivität der Kuh weist oftmals auf eine Erkrankung bzw. Problem des Tieres hin. Zu spät zeigt, laut dem Junglandwirt, eine Kuh durch den Rückgang an Milchleistung oder einen Gewichtsverlust ein gesundheitliches Problem an. In diesem Stadium ist ein Eingreifen oftmals schon überfällig.

Als dritten Punkt nennt Franz Steiner den Umgang mit der Herde. „Meine Tiere sind alle sehr ruhig im Stall. Ich lege Wert auf ein gutes Management und das Handling mit dem Einzeltier. Wenn Tiere sich wohlfühlen, dann sind diese auch in der Regel fruchtbarer.“

Fleckvieh eignet sich prima auch für das Melken im Roboter.
Fleckvieh eignet sich prima auch für das Melken im Roboter.


Fleckvieh und Melkroboter

Die Umbaumaßnahmen des Stalls erfolgten Schritt für Schritt. Neben dem Spaltenboden für trockenere Klauen, wurde auch auf ein optimales Licht-Luft- Verhältnis gesetzt. 2018 folgten Ventilatoren, die durch die Nordausrichtung ein Ansaugen der kühlen Luft ermöglichen. Auch im Kälberstall wurde eine Schlauchlüftung installiert. Um beste Wasserqualität zu erzielen, setzt der Betrieb Steiner auf eine Leitungsreinigung sowie Rohrkühler.

Auch wenn Johannes Wolf bei CRV vielmehr auf die Tiere schaut, so zieht er anerkennt den Hut für diesen engagierten Betrieb und resümiert: „Ich habe selten so einen Betrieb gesehen, der aus dem, was er hat, so viel Positives macht. Franz ist ein absoluter Kuhmensch. Normalerweise schauen Kühe in Umbaulösungen oftmals nichts so top aus. Hier ist ein Profi am Werk.“

Schon im Jahr 2012 erfolgte der Umbau des Boxenlaufstalls für ein AMSSystem, da ein separater Wartebereich sowie ein neuer Melkstand notwendig gewesen wären. Beide Melksysteme brauchen Platz und verursachen hohe Kosten. Das AMS-System überzeugte die Familie durch die Arbeitszeitersparnis, den niedrigsten Energieverbrauch pro kg Milch sowie das gestiegene Milchaufkommen pro Kuh durch das mehrmalige Melken. Durch die nicht mehr starren Melkzeiten und so gewonnenen Freiheiten, erhöht sich auch die Attraktivität für Auszubildende diesen Beruf zu erlernen, denn die Landwirtschaft steht auch in Niederbayern in Konkurrenz zur Industrie.

Die Ausrichtung auf AMS spiegelt sich u. a. auch im Zuchtziel wider: „Wir brauchen gesunde, fitte und langlebige Tiere mit mindestens fünf Kälbern, die Wirtschaftlichkeit garantieren und sich im Melkroboter gut melken lassen“, bestätigt Franz Steiner.

Ute (Vater Polarbaer) 6. Laktation Durchschnittsleistung 9.909 kg Milch 4,06 % Fett und 3,56 % Eiweiß bei einer durchschnittlichen ZKZ von 357 Tagen.
Ute (Vater Polarbaer) 6. Laktation Durchschnittsleistung 9.909 kg Milch 4,06 % Fett und 3,56 % Eiweiß bei einer durchschnittlichen ZKZ von 357 Tagen.


Hornloszucht

Um sein Zuchtziel zu erfüllen, belegt er 2009 einen EBB-Kurs und seitdem besamt er auch mit CRV. Die Bullenauswahl erarbeitet er in enger Absprache mit seinem CRV-Berater Philipp Loher. „Phillipp ist nicht nur sehr freundlich, sondern selbst Landwirt und hat einen guten Blick für die Kuh. Wir gehen oft durch den Stall und schauen uns die Herde ganzheitlich an. Wenn mal ein Bulle für eine spezielle Anpaarung gebraucht wird, kümmert sich Philipp darum“, so Franz Steiner. CRV bietet in der Region den Lieferservice für Eigenbestandsbesamer an, der Betriebe regelmäßig mit Sperma, Stickstoff und Zubehör beliefert. In Kombination mit der CRV-Genetik und Phillipp als praxisnahem Berater fühlt sich Franz Steiner insgesamt sehr gut aufgehoben bei CRV.

Um für das Fleckviehzuchtprogramm nach guten Kühen Ausschau zu halten, besucht auch Johannes Wolf immermal wieder diesen Betrieb. Neben der AMS-Tauglichkeit ist auch die Hornlosigkeit ein Kriterium bei der Bullenauswahl. Dabei steht für den Betriebsleiter das Tierwohl an erster Stelle, sowie der geringere Arbeitsaufwand und Tierarztkosten. Bis zu 75 % hornlose Bullen werden versamt. „CRV spielt auch bei Hornlosbullen in der obersten Liga mit“, betont Franz Steiner und fährt fort: „Dazu kommen noch die gute Melkbarkeit, die Eutergesundheit und die Milchleistung.“

Ob M3 Pp, Malte PS, Mekka PP, Meriol PS oder Zarino Pp, aktuell versamt Franz Steiner viele Hornlos-Bullen von CRV. Die Polari-Tochter Limba steht aktuell zum 10. Kalb trocken und kann mit einer Leistung von 10.384 kg mit 3,99 % Fett und 3,66 % Eiweiß überzeugen. Sie ist ein Beispiel von töchtergeprüften Bullen, wie auch Haribo, Mint, Raldi, Riaza, Polarbaer und Wobbler, die schon in Milch sind und sich in die sehr homogene Herde einfügen.

„Gesundheit und Robustheit“ ist ein staatlich gefördertes Programm, welches die genomische Untersuchung von weiblichen Rindern zur Verbesserung der Gesundheit, Robustheit und genetischen Qualität fördert. Dafür müssen mindestens 60 % Jungvererber eingesetzt sowie die Gesundheitsdaten erfasst werden. Durch Typisierung werden 10 bis 20 % der weiblichen Tiere im Alter von 15 bis 20 Monaten selektiert. 20 bis 25 Jungkühe werden pro Jahr über eine Auktion verkauft. Männliche Kälber werden über den regionalen Verband vermarktet. Franz Steiner verspricht sich durch die Beteiligung am Programm, das genetische Potenzial der Herde zu erhöhen und dies über ein ausgefeiltes Management wirtschaftlich zu nutzen.


Energieautark in die Zukunft

Für die Zukunft möchte der Betrieb die vorhandenen Flächen und Gebäude, sprich alle Ressourcen, die er hat, so effizient wie möglich nutzen, um möglichst viel Milch an die Molkerei zu liefern. Dabei sieht er seine Fleckviehherde auch die Marke von 10.000 kg Milch pro Kuh überschreiten, bei gleichzeitig hoher Nutzungsdauer und Hornlosigkeit.

Durch die aktuellen Energieproblematiken am Markt, wird die eigene Energieversorgung noch wichtiger. Neben der bestehenden 30 kW Photovoltaikanlage mit Eigenverbrauch, die auch vom Melkroboter genutzt wird, soll noch ein Energiespeicher integriert werden. Aktuell sieht die Betriebsplanung eine weitere PV-Anlage mit Stromspeicher vor, damit kann man die vorhandenen Dachflächen nutzen und so noch unabhängiger von externen Energieträgern wird.

„Ich bin selbst sehr jung Betriebsleiter geworden und kann junge Landwirte nur darin bestärken, sich auch in Zukunft nicht vor der Verantwortung einer Betriebsleitung zu scheuen“, rät Franz Steiner. Es sei sehr erfüllend, wenn man mit eigenen Ideen einen Betrieb weiterentwickeln kann. „Wichtig ist, dass man sich nicht scheut um Hilfe zu Fragen, wenn man in einem Gebiet selbst nicht weiterkommt. Es gibt für alle Fachgebiete auf dem Betrieb gute Fachleute, die einem helfen können“, so Franz Steiner. „Ich werde auch zukünftig Lösungen suchen, um die regionalen Milchviehhaltung hier möglich zu machen. Dabei sind die Zucht und das Tier für mich das Wichtigste!“



Betriebsspiegel

Bestand: 82 Kühe + 85 weibliche Nachzucht

Fütterung: 45 % Grassilage, 35 % Silomais, 20 % Rübenschnitzel, Mineralfutter und Stroh

Erstkalbealter: 24,3 Monate

Zwischenkalbezeit: 362 Tage

Herdendurchschnittsleistung: 9699 kg pro Kuh, 4,24 % Fett, 3,62 % Eiweiß

Abgangslebensleistung: 45.775 kg Milch

Besamungsindex: 1,4 bei Rindern, 1,7 bei Kühen

Nutzfläche: 48 Hektar, davon 30 Hektar Ackerland und 18 Hektar Grünland

Melksystem: Lely Astronaut A5

CRV-Vererber im Bestand: Haribo, Mint, Raldi, Riaza, Rolls, Polarbaer, Wobbler

Aktuelle CRV-Vererber: Deluxe, Edelpilz PS, Habanero, Han Solo, Hopfen, M3 Pp, Makay, Mekka PP, Meriol PS, Milford PS, Malte PS, Warlock, Wundawuzi, Zarino Pp, Zeneka, Zelda