Bei uns hat Optimierung Vorrang vor Wachstum

Familie Schauerte
Frank (36) und Hanna (34) Schauerte mit Greta (6) und Henri (3). Es fehlt Anton (7).

Frank und Hanna Schauerte bewirtschaften gemeinsam den Milchviehbetrieb „Hof Keppel“ in Schmallenberg im Hochsauerlandkreis.

Den „Hof Keppel“ gibt es bereits seit 1889. Als Frank Schauertes Großvater 1910 den Bestand von vier auf acht Kühe aufstocken wollte, hielt sein Vater ihn für größenwahnsinnig. Seit 2013 leiten Frank Schauerte und seine Frau Hanna den Betrieb, auf dem sie heute 250 Tiere halten. „Wir melken 66 Holsteins und Red Holsteins und haben 40 Färsen für die Remontierung. Der Rest sind Mastbullen“, informiert Frank Schauerte. Es gab auch schon mal 300 Tiere auf Hof Keppel, doch wegen der trockenen Sommer in den letzten Jahren und der dadurch verursachten Futterknappheit hat Familie Schauerte die Anzahl der Mastbullen um 50 Kopf verringert. „So werden unsere Futtervorräte auch dann ausreichen, wenn die Ernte wieder knapp ausfallen sollte“, betont der Landwirt. Bis März 2019 standen die Kühe in dem alten, 1994 erbauten Boxenlaufstall. Niedrige Decken und wenig Platz stellten die Familie Schauerte vor die Entscheidung, die Milchviehhaltung
aufzugeben oder einen neuen Stall zu bauen.

Frank und Hanna Schauerte beschlossen, auch weiterhin Kühe zu melken und entschieden sich für die Errichtung eines 60er Boxenlaufstalls mit GEA-Melkroboter, obwohl ihnen mehrere Berater empfohlen hatten, einen Stall für 120 Kühe zu bauen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. „Mehr Kühe bedeuten aber auch mehr Arbeit. Mit 60 Kühen sind wir flexibler und nicht so abhängig von der Milcherzeugung, wie wir es mit 120 Kühen wären. So können wir uns breiter aufstellen“, erklärt Frank Schauerte. Eher ungewöhnlich für einen Roboterbetrieb ist, dass die Kühe von März bis November ganztägig freien Zugang zur Weide haben. „Das klappt sehr gut; die Kühe haben ihren eigenen Rhythmus entwickelt. Wichtig ist, dass man ihnen auf dem Futtertisch und im
Roboter schmackhaftes Futter vorlegt, damit sie freiwillig in den Stall und dann auch zum Roboter kommen“, berichtet der Sauerländer.

Eine Rotbunte und eine Schwarzbunte Holstein auf der Weide
Familie Schauerte nutzt seit 2011 CRV-Genetik. Heute besteht die Herde nahezu vollständig aus Töchtern von CRV-Bullen.

Gesundheit ist Trumpf

Die Schauertes legen viel Wert auf gut funktionierende, unkomplizierte Tiere. „Unsere Kühe sollen gesund und langlebig sein und mit dem Melkroboter zurechtkommen. Und das ist auch unser vorrangiges Zuchtziel. Hohe Inhaltsstoffe sind uns ebenfalls wichtig. Unsere Kühe geben derzeit im Schnitt 9 000 kg Milch mit 4,10 % Fett und 3,42 % Eiweiß.“ Der Betrieb arbeitet bereits seit 2011 mit CRV zusammen. Mit Unterstützung des CRV-Verkaufsberaters Nick Bergsieker werden die Milchherde genetisch konsequent weiterentwickelt und das Zuchtziel umgesetzt. „Super ist, dass wir uns einerseits mit der CRV-Zuchtphilosophie identifizieren können und andererseits menschlich sehr gut miteinander zurechtkommen. Die Zusammenarbeit ist unkompliziert und absolut entspannt“, erzählt Frank Schauerte.

Als Folge der Zucht auf Gesundheit konnte der 36-Jährige auch deutliche Verbesserungen bei Zellzahl und Besamungsindex feststellen. „Die Genetik leistet hierzu eindeutig ihren Beitrag. Außerdem hat sich sehr viel durch die Umstellung auf das automatische Melksystem verbessert.“ Weil er sein Zuchtziel planmäßig umsetzen, Inzucht ausschließen und Gendefekte in der Herde vermeiden will, vertraut Frank Schauerte auf das CRV-Anpaarungsprogramm SireMatch, und von dem Fruchtbarkeitsservice FertiPlan ist er begeistert. „So habe ich nicht nur einen Überblick über den Fruchtbarkeitsstatus meiner Herde, sondern kann mich auch stets darauf verlassen, dass der eingesetzte Bulle zur Kuh passt“, betont er.

Schwarzbunte Holstein auf der Weide
Lima ist eine Tochter des CRV-Bullen Goli und arbeitet derzeit an der 5. Laktation.

Zügiger Zuchtfortschritt

Seit 2020 nutzt man auf Hof Keppel das betriebsindividuelle Zuchtkonzept HerdOptimizer. „Damit kann ich mein Zuchtziel noch zügiger erreichen und bin auf dem besten Weg zu meiner Traumherde, die zu uns und zu unserer Region passt.“ Die HerdOptimizer-Software stellt jedes Tier auf dem Bildschirm schnell und übersichtlich als einen Punkt dar. Das erleichtert Frank Schauerte seine züchterischen Entscheidungen. Weitere Vorzüge von HerdOptimizer sieht er darin, dass er die Nachzucht mit der genomischen Typisierung anhand von Haarproben ganz gezielt selektieren und seine Kühe individuell anpaaren kann. Er züchtet nur mit den besten Tieren weiter und besamt die weniger guten mit Fleischrassebullen. Seine besten Tiere will er künftig mit gesextem Sperma besamen.

Frank Schauerte und Nick Bergsieker
Frank Schauerte und sein CRV-Verkaufsberater Nick Bergsieker (links) kennen sich schon seit der Berufsschule.

Öffentlichkeitsarbeit

Nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit nehmen Frank und Hanna Schauerte sehr ernst. Die Sträucher und Hecken an den Rändern der Flächen werden nie komplett weggeschnitten, um vielen Vogelarten Brutplätze zu bieten und einen Beitrag zum Insektenschutz zu leisten. Vor der Mahd sprechen sie sich mit den Jagdpächtern ab, damit kein Jungwild zu Schaden kommt. Familie Schauerte bietet Stallbesichtigungen an, in deren Verlauf man alle Fragen der Besucher konkret beantwortet. Außerdem nimmt der Betrieb an dem Projekt „Verbesserung des Tierwohls bei Weidehaltung von Milchkühen“ des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen und der Universitäten Vechta und Göttingen teil, in dessen Rahmen bestehende Kennzahlen für die Bewertung der Weide verfeinert und angepasst sowie weitere Kennzahlen zur Beurteilung des Tierwohls auf der Weide entwickelt werden sollen.

Durch die Vermietung von drei Ferienhäusern, die Familie Schauerte 2016 gebaut hat, kommen viele Feriengäste auf den Betrieb. Aus dem Kontakt mit diesen Urlaubern ergeben sich immer wieder interessante Gespräche, in deren Verlauf die Schauertes mit Vorurteilen aufräumen und den Gästen viel Wissenswertes über die Landwirtschaft vermitteln können. „Erklärt man den Menschen die Situation und die Tierhaltungsbedingungen, vergrößert das automatisch das Verständnis für die Landwirtschaft.“ Und wenn Hanna Schauerte gemeinsam mit den Kindern der Feriengäste m Steinofen Pizza backt, ist das immer ein unvergessliches Erlebnis für die Kleinen.

Ferienhäuser
Seit 2016 bietet der Betrieb „Ferien auf dem Bauerhof“ an.

Zukunft

Durch den Stallneubau und durch die Investition in die Ferienhäuser hat die Familie Schauerte ihrem Betrieb zu einer soliden Grundlage verholfen, zu der auch die gute Flächenausstattung beiträgt. In den kommenden Jahren möchte sie die Betriebszweige weiter optimieren. Dazu soll der Kälberstall aus- und umgebaut und Gruppenhaltung ermöglicht werden. Zusätzlich will man mehr Platz für die Mastbullen schaffen und damit letztendlich für mehr Tierwohl sorgen. Um diese Vorhaben verwirklichen zu können, hoffen die Schauertes auf einen zumindest kostendeckenden Milchpreis und darauf, dass sie alle Umweltauflagen erfüllen können. Frank bedauert, dass immer häufiger Branchenfremde den Landwirten ihre Arbeit erklären wollen. „Die Bürokratie muss weniger werden, und Auflagen müssen auch in der Praxis umsetzbar sein“, sagt er. „Die Landwirtschaft ist immer wieder gut für Innovationen, und es gibt sehr viele hervorragend ausgebildete junge Leute, die sich für Agrarberufe interessieren. Denen sollte man die Lust an der Landwirtschaft nicht mit kaum erfüllbaren Auflagen und Vorschriften nehmen.“

Dennoch würde sich Frank Schauerte immer wieder für den Beruf des Landwirtes entscheiden. „Mir macht dieser Beruf viel Spaß. Ich arbeite mit Natur und Tier, ich bin mein eigener Chef und was die Arbeit angeht, bin ich flexibel“, schwärmt er. Selbst in seiner Freizeit kann Frank die Zucht nicht lassen: Eine Liebe gilt der französischen Fleischrinderrasse Maine-Anjou. „Wir haben eine kleine Herde mit vier Mutterkühen dieser Rasse.“ Ansonsten verbringt der Sauerländer so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau und den drei Kindern.

Kälberstall
Den Kälberstall möchten die Schauertes bald modernisieren.

Betriebsspiegel

  • Hof Keppel – Familie Schauerte, Keppel 1, 57392 Schmallenberg
  • Betriebszweige Milchwirtschaft, Bullenmast, Forstwirtschaft, Tourismus
  • Fläche 123,5 ha (96 ha Grünland, 11 ha Silomais, 2,5 ha Kleegras, 14 ha Wald)
  • Arbeitskräfte 3 Vollzeit-Arbeitskräfte
  • Bestand 66 Kühe + 40 Stück Jungvieh
  • Leistung 9 000 kg 4,10 % F 3,42 % E
  • Abgangsalter 5,9 Jahre
  • Erstkalbealter 24,2 Monate
  • Zwischenkalbezeit 400 Tage
  • Besamungsindex Kühe: 1,9 • Färsen 1,2
  • Ration 2/3 Grassilage, 1/3 Maissilage, Biertreber, 18/3er Milchleistungsfutter, Stroh, Mineralfutter; Milchleistungsfutter am Roboter plus Flüssigfutter in den ersten 150 Laktationstagen
  • Aktuelle CRV-Vererber Nippon Pp, Gladiator, Jens, Tornado, Martin, Jayvano RF, Developer RF plus einige Fleischrassevererber
Hofschild Hof Keppel
„Hof Keppel“ wurde 1889 gegründet.
Hof Keppel von oben
Foto: Lothar Voss